Die Zuflüsse in indische Staatsanleihen werden künftig erheblich steigen. Davon ist Lee Collins, Head of Index Fixed Income bei Legal & General Investment Management (LGIM), überzeugt. Der Grund: Die Papiere sollen in den JP Morgan GBI-EM Global Diversified Index aufgenommen werden. Letztlich wird das Land im Index ein Gewicht von zehn Prozent haben, wobei die Aufnahme gestaffelt über zehn Monate hinweg ab Juni 2024 erfolgt, wie der Bondprofi erläutert.

"Wir gehen davon aus, dass die Entscheidung, Indien in den Index aufzunehmen, zu erheblichen Zuflüssen ausländischer Investoren führen wird", schreibt Collins in einem Marktkommentar. Ähnlich wie vor der Aufnahme chinesischer Staatsanleihen in die großen Indizes im Jahr 2021 stehe Indien schon seit einigen Jahren auf der Agenda vieler Indexanbieter. Allerdings unterstützten Marktteilnehmer die Aufnahme in Indizes anfangs eher verhalten. Das ändere sich üblicherweise, sobald sie mit den länderspezifischen Zugangsvoraussetzungen vertrauter seien.

Mehrere Bedenken
"Im Fall Indiens hatten mehrere Indexanbieter Bedenken: Die Rückführung von Devisen, der Abwicklungsprozess und die Steuern waren Kritikpunkte. Wir meinen, dass sich der indische Staatsanleihenmarkt seit einiger Zeit für ausländische Investoren ausreichend geöffnet hat und nicht aufgrund dieser Faktoren von der Aufnahme ausgeschlossen werden sollte", so Collins. Hinzu komme, dass andere Länder, die bereits in den Index aufgenommen worden sind, mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert waren. 

Der entscheidende Grund für die Aufnahme Indiens sei nun das Fully-Accessible-Route-Programm, das die Reserve Bank of India im März 2020 eingeführt hat. Seitdem können Ausländer indische Staatsanleihen in lokaler Währung ohne Beschränkungen erwerben. Das galt zunächst für Emissionen von Staatsanleihen mit Laufzeiten von fünf, zehn oder 30 Jahren, seit 2022 auch für Neuemissionen von Anleihen mit sieben- und 14-jähriger Laufzeit. Der Markt im Rahmen des Programms ist inzwischen auf ein Volumen von rund 400 Milliarden US-Dollar angewachsen, sodass tägliche Liquidität sichergestellt ist, wie der Experte erklärt.

Attraktive Rendite
"Wir haben den L&G INR India Bond ETF vor fast zwei Jahren mit Blick auf dieses Szenario aufgelegt", so Collins weiter. Seiner Ansicht nach ist der Markt im Hinblick auf Rendite, Volatilität und Maximum Drawdown attraktiv und mit höher bewerteten Emittenten wie den USA und China vergleichbar. Darüber hinaus bestehe eine geringe Korrelation mit anderen Emittenten aus Schwellen- und Industrieländern. (jb)