Der US-Amerikaner Andy Acker ist seit 2007 für den auf Gesundheit spezialisierten Global Life Sciences Fund von Janus Henderson verantwortlich sowie für den Ende 2018 aufgelegten Horizon Biotechnology Fund und für eine Biotech-Hedgefonds-Strategie. Dabei bewies er eine gute Hand: Unter seiner Leitung performte der Life Sciences Fund im Durchschnitt jedes Jahr um 500 Basispunkte besser als der MSCI World. Und die junge Biotech-Strategie lieferte in ihrem fünfjährigen Bestehen jährlich fast 17 Prozent Rendite, während es im Nasdaq-Biotech-Index 5,7 Prozent waren.

Biotech und Gesundheit gelten für Investoren als extrem anspruchsvoll: Neue Therapien versprechen zwar Milliardengewinne, in der Realität endeten solche Investments in den vergangenen Jahren aber oft mit Milliardenverlusten – viele Biotech-Fonds scheitern überhaupt. Anleger müssten verstehen, "dass Gesundheit und Biotechnologie die am wenigsten effizienten Sektoren am gesamten Markt sind", sagte Acker in einem Interview, das in voller Länge in der aktuellen Heftausgabe von FONDS professionell erschienen ist. In keinem anderen Investmentbereich seien die Renditeunterschiede zwischen Gewinnern und Verlierern so hoch, und nirgendwo sonst sei es so wichtig, die Verlierer zu vermeiden, die bei Publikation negativer Studien oft innerhalb eines Tages einen Großteil ihres Wertes einbüßen können.

90 Prozent scheitern
Der Grund warum so viele Biotech-Investments scheitern, liege darin, dass Investoren die klinischen und ökonomischen Risiken bei der Entwicklung von Arzneimitteln nicht verstehen. "90 Prozent der ­Medikamente, die in die Humanstudien gehen, schaffen es nicht auf den Markt", so Acker. "Wir sagen immer: 'Versuchen Sie das lieber nicht zu Hause!'."

Das Portfoliomanagement von Janus Henderson bestehe aus einem Team von Ärzten und Wissenschaftlern, die "bis hinunter zur molekularen Ebene“ verstehen, wie die in Entwicklung stehenden Medikamente funktionieren. Gleichzeitig lege man einen Fokus auf Medikamente, deren Entwicklung bereits fortgeschrittener ist (Phase-III-Zulassungsstudien). In diesen Stadien liege die Erfolgschance nicht mehr bei nur eins zu zehn, sondern bei rund 50 Prozent. Und unter diesen wiederum könne ein erfahrenes Team jene herauskristallisieren, die eine erhöhte Erfolgswahrscheinlichkeit von vielleicht 70 bis 80 Prozent haben. "Wenn wir in 70 Prozent der Fälle richtigliegen statt nur zu 50 Prozent, können wir dauerhaft Mehrwert schaffen", so Acker. Sein Team geht zu einem kleinen Teil auch in Unternehmen, die noch nicht an der Börse sind, und war zum Beispiel früh in den Covid-19-Impfstoffhersteller Biontech investiert, als die Pandemie noch kein Thema war.

Marktschätzungen meist falsch
Auf Einschätzungen des Marktes, ob ein Medikament erfolgreich wird oder nicht, dürfe man nicht vertrauen, warnt Acker. Er und Co-Portfoliomanager Dan Lyons haben im Laufe ihrer Tätigkeit errechnet, dass die Wall-Street-Schätzungen zum kommerziellen Erfolg zu 90 Prozent falsch sind – entweder übertrieben hoch oder viel zu niedrig. Acker und Lyons bevorzugen zum Beispiel Medikamente, die von Medizinern, Patienten und Geldgebern unterstützt werden. Hat nur eine dieser Gruppen Bedenken, ist der Launch oft enttäuschend. "An diesem Punkt entscheidet sich, ob eine Arznei Milliardengewinne bringt oder das Unternehmen sogar pleitegehen könnte", so Acker.

2023 dürfte hinsichtlich der neu zugelassenen Therapien ein Rekordjahr mit bis zu 80 ­bewilligten Medikamenten in den USA werden. Die Chancen für Anleger seien momentan hoch: Im Jahr 2000 gab es nur zwei Biotech-Blockbuster mit insgesamt fünf Milliarden US-Dollar Umsatz. Vergangenes Jahr waren es 117, die gemeinsam über 465 Milliarden Dollar einspielten. (eml)


Das gesamte Interview lesen Sie in der neuen Ausgabe 4/2023 von FONDS professionell oder nach Anmeldung hier im E-Magazin. Darin erklärt Andy Acker unter anderem, wie er beim Risikomanagement vorgeht und warum nach der Covid-Pandemie die allgemeinen Biotech-Indizes unter Druck gerieten.