Die Bundesanleihen mit Inflationsschutz schafften es am Ende nicht einmal bis zur Volljährigkeit: 17 Jahre nach der Emission der ersten inflationsindexierten Bundesanleihe 2006 verkündete die Deutsche Finanzagentur Ende November das Aus. Die Bundesrepublik Deutschland wird ab 2024 keine neuen inflationsindexierten Bundesanleihen mehr begeben und die ausstehenden Anleihen nicht mehr aufstocken. Die vier ausstehenden Papiere mit Restlaufzeiten zwischen rund 2,5 und 22,5 Jahren sind weiterhin handelbar.

Bund sendet "fatales Signal" 
Bei professionellen Investoren kam die Entscheidung nicht gut an: "Deutschlands Ausstieg aus dem Linker-Markt ist keine gute Idee", findet Bantleon-Portfoliomanager Tobias Frei. Bernhard Matthes, Bereichsleiter Asset Management bei der Bank für Kirche und Caritas (BKC), sagt: "Noch vor wenigen Jahren sicherte der Bund den Ausbau und die Pflege des Segments inflationsindexierter Anleihen zu." Dass diese Zusage nun überraschend zurückgenommen wurde, sendet seiner Meinung nach "ein fatales Signal". 

Mit inflationsindexierten Anleihen muss der Bund mehr Zinsen zahlen, wenn die Inflation steigt. Dass das Programm gerade jetzt eingestellt wird, wirft nach Meinung der Kritiker Zweifel am Stabilitätswillen der Bundesregierung auf. "Der Rückzug aus dem Linker-Markt zum aktuellen Zeitpunkt lässt vermuten, dass die Politik langfristig eine höhere Inflation als der Markt erwartet und die Emissionstätigkeit deshalb beendet, um noch größeren Schaden abzuwenden", sagt Bantleon-Experte Frei.

Bei inflationsindexierten Anleihen erhöht sich der Nennwert der Anleihe in regelmäßigen Abständen um die offizielle Inflationsrate. Da sich der Nennwert parallel zur Teuerungsrate erhöht, steigt auch die effektive Zinszahlung um den gleichen prozentualen Betrag. Damit sind die laufenden Zinszahlungen ebenso gegen Kaufkraftverluste abgesichert wie der Nenn- und damit der Rückzahlungswert. Hält ein Anleger den "Linker" bis zur Fälligkeit, erhält er genau die reale Rendite, die er beim Kauf einloggt. 

Erst seit Ende 2022 wieder positive Realzinsen
Die reale Rendite inflationsindexierter Bundeswertpapiere lag in den Niedrigzins- und Niedriginflationsjahren lange zwischen minus einem und minus zwei Prozent. Anleger akzeptierten also eine negative Realverzinsung. Erst gegen Ende 2022 stiegen die Realrenditen wieder nachhaltig über die Null-Prozent-Marke. Damit wurden die Papiere auch unter Werterhaltungsaspekten wieder interessant für Anleger, die sich davor schützen wollten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Inflationsziel auch in den kommenden Jahren deutlich verfehlt. 

Aus Sicht der Schuldenmanager seien die inflationsindexierten Bundesanleihen immer ein Nischenprodukt geblieben, erklärte eine Sprecherin der Finanzagentur gegenüber FONDS professionell ONLINE. Bei inflationsindexierten Anleihen kommt Deutschland nur auf rund 13 Prozent Marktanteil in Europa. Innerhalb des Euro-Marktes dominieren französische Anleihen mit rund 45 Prozent, Italien kommt auf 27 Prozent. 

Aktuell bietet die inflationsindexierte Bundesanleihe mit Fälligkeit 2033 eine reale Rendite von 0,15 Prozent. Die entsprechende nominale Bundesanleihe rentiert bei 2,2 Prozent. Mit anderen Worten: Wenn die durchschnittliche Inflation bis 2033 über 2,05 Prozent bleibt, schneiden Anleger mit der inflationsgeschützten Anleihe besser ab – der Renditevorteil nimmt zu, je höher die Inflation ausfällt. Auf inflationsgeschützte Anleihen spezialisieren sich auch verschiedene Fonds mit Schwerpunkt auf Euro-Papiere. (jh)