Europäische Dividendenjäger schauen derzeit mit Sorge über den Atlantik. Die US-Notenbank Fed dürfte die Leitzinsen im laufenden Jahr weiter anheben. In der Vergangenheit schnitten Dividendenaktien in Phasen steigender Zinsen schlecht ab. Grund: Ausschüttungen sind im Niedringzinsumfeld als Zinsalternative begehrt. Und wenn die Zinsen klettern, schmilzt der Vorsprung der Dividendenrenditen.

"Tatsächlich spricht die Statistik jetzt gegen Dividendenaktien", sagt Max Schott, Geschäftsführer der Stuttgarter Vermögensverwaltung Sand und Schott. In der Vergangenheit entwickelten sich die Ausschüttungs-Stars in Phasen steigender Zinsen rund 2,5 Prozentpunkte schlechter als der Marktdurchschnitt. Klassische Wachstumswerte schnitten in solchen Zeiten rund sechs Prozentpunkte besser ab.

Fels in der Brandung
Anleger sollten Dividendenaktien indes nicht vorschnell aus dem Depot werfen, mahnt Schott. Er hat sich die Entwicklung ausschüttungsstarker US-Titel seit 1950 angeschaut und ist zu einem differenzierteren Ergebnis gekommen: Growth-Aktien haben bei steigenden Zinsen nur dann die Nase vorn, wenn zugleich an den Börsen die Bullen das Sagen haben. "Fallen die Aktienkurse dagegen, sind ausschüttungsstarke Aktien weiterhin deutlich im Vorteil und entwickeln sich weit überdurchschnittlich", erklärt er.

Die Studie von Sand und Schott zeigt auch, dass wackelige Aktienmärkte in Zeiten steigender Zinsen keine Seltenheit sind. So wurde es etwa in den Jahren 1971 bis 1975 turbulent, als die Notenbanken mit Zinssteigerungen die Inflation zügeln wollten. Auch in den von Unsicherheit geprägten Jahren Anfang der Neunzigerjahre bebten die Aktienmärkte. "Beides kommt einem aktuell bekannt vor – anziehende Inflation und geopolitische Brandherde, wohin man blickt", sagt Schott. Gut möglich also, dass Growth-Anleger trotz steigender Zinsen bald neidisch auf Dividendeninvestoren schauen. (fp)