Das Marktumfeld fiel 2022 und 2023 von einem Extrem ins andere: Nach den kräftigen Kursverlusten des Jahres 2022 an Aktien- und Anleihenmärkten steht das laufende Jahr bislang unter völlig anderen Vorzeichen. Vor allem die Aktienmärkte haben kräftig zugelegt und – getrieben von den großen Tech-Werten – zwischenzeitlich teils neue Rekordstände erreicht. Vor diesem Hintergrund hat die Fondsplattform Envestor die Entwicklung der beliebtesten Mischfonds verglichen. Die Analyse zeigt klare Gewinner und Verlierer.

Die erfolgreichen Produkte
Die beste Performance verzeichnete bis zum Stichtag Ende August der 7,4 Milliarden Euro schwere Acatis Value Event Fonds. Er legte rund 13 Prozent zu. Dazu Studienautor und Envestor-Geschäftsführer Ali Masarwah: "Der Fonds hat mit einer hohen Aktienquote und signifikantem Exposure zu Quality – also vor allem Tech-Aktien – in den ersten acht Monaten so ziemlich alles in Grund und Boden outperformt." Im vergangenen Jahr begrenzte der Fonds das Minus auf 12,4 Prozent – weniger als die Benchmark und viele andere Mischfonds.

Ebenfalls erfolgreich managte der Flossbach von Storch Multiple Opportunities – mit 25,7 Milliarden Euro der zweitgrößte Mischfonds in der Envestor-Studie – den Wechsel vom Risk-off- zum Risk-on-Modus, er liegt nach einem Minus von 12,5 Prozent im vorigen Jahr mit fast sieben Prozent seit Jahresanfang weit vorn.

Der DWS Concept Kaldemorgen legte 2023 bislang zwar nur 3,5 Prozent zu, verlor aber im Crash-Jahr 2022 nur 4,8 Prozent. Dazu Masarwah: "Kein Fonds unserer Auswahl büßte weniger ein. Das unterstreicht den defensiven Charakter des Fonds, der in Abwärtsphasen zumeist solide dasteht und zugleich in der Lage ist, in freundlichen Märkten mitzuhalten, zumindest einigermaßen."

Die schwachen Portfolios
Weniger gut lief es für den mit fast 40 Milliarden Euro größten Mischfonds der Analyse – den Allianz Income and Growth: Er konnte in diesem Jahr zwar 7,8 Prozent zulegen, war im vergangenen Jahr aber um fast 22 Prozent massiv eingebrochen. Als Grund für das große Minus sieht Masarwah die mangelnde Diversifikation: "Der Fonds setzt bei Anleihen auf Hochzinspapiere, die aktienähnliche Risiken aufweisen. Nicht jeder Anleger dürfte derartige Einbrüche locker wegstecken."

Der Carmignac Patrimoine wiederum schaffte es 2022 mit einem Minus von weniger als zehn Prozent, die Verluste zu begrenzen. Dafür enttäuscht die Performance dieses Jahr mit minus 0,2 Prozent für einen ausgewogenen Mischfonds. Masarwah: "Leider zeigt sich immer wieder, dass bei diesem Fonds das durchaus gute Risikomanagement einer unterdurchschnittlichen Performance gegenübersteht. Auch risikokontrollierte Mischfonds sollten in der Lage sein, an Aufwärtsmärkten zumindest etwas zu partizipieren."

Überaus schwach fällt die Bilanz für den Fidelity Global Multi Asset Income aus. Er verlor 2022 bereits rund 14 Prozent und hat in diesem Jahr mit bislang minus 1,9 Prozent die schwächste Performance aller großen Mischfonds. Hier stellen sich für Envestor grundsätzliche Fragen zur Stetigkeit des Investmentprozesses. Auch zwei defensive Fonds von Union Investment schnitten schwach ab: der Privatfonds: Kontrolliert und der Unirak Nachhaltig Konservativ. Hier waren die Verluste im Vorjahr für ihre defensiven Anlageambitionen sehr hoch. "Wenn dann in ausgeprägten Hausse-Märkten eine signifikante Erholung ausbleibt, zeugt das von einem asymmetrischen Rendite-Risiko-Profil – zu Ungunsten der Anleger", heißt es in der Studie. 

Empfehlung: Auf konsistenten Anlagestil achten
Auch wenn sich an der Performance bis Jahresende noch einiges ändern kann, sind einige Schlussfolgerungen für Envestor-Analyst Masarwah offenkundig: "Langfristig ist die strategische Vermögenssteuerung wichtiger als taktische Asset Allocation." Investoren brauchen seiner Meinung nach auch Berechenbarkeit und sollten daher auf die Konsistenz achten: Dazu zählt etwa, ob die Verluste des Jahres 2022 mit den Ergebnissen des laufenden Jahres zusammenpassen. Auch wenn das Jahr 2023 längst noch nicht zu Ende ist, ist der Trend bei den einzelnen Fonds für Masarwah ziemlich vielsagend: "Leider sind nicht alle Manager wie Flossbach und Acatis Gané bei ihrer Linie geblieben", so der Fondsexperte. (jh)