Im Jahr 1986 verwalteten österreichische Kapitalanlagegesellschaften (KAG) gerade einmal 41 Fonds – ein Fünfzigstel des heutigen Angebots. In die kleine Auswahl reihte sich damals neu der "Fonds für kirchliche Stellen" ein; aufgelegt von der Merkur KAG der Österreichischen Länderbank. KAG und Länderbank sind längst Geschichte. Der Fonds wanderte nach mehreren Eigentümerwechseln im Jahr 2018 zu Amundi Austria und reüssierte von dort aus international: Der nunmehrige Amundi Ethik Fonds ist Basis der konzernweit vertriebenen "Multi-Asset Sustainable Future"-Strategie. FONDS professionell sprach zum 35-jährigen Jubiläum mit Jörg Moshuber, der das Portfolio seit zehn Jahren managt. Das gesamte Interview erscheint in der neuen Printausgabe..

Darin stellt sich Moshuber entschieden gegen pauschale Kritik, die man im Bereich Nachhaltigkeit oft wegen nicht durchgehend verfügbaren Daten hört. Inzwischen seien die Infos zu diesem Bereich gerade in den Industriestaaten eine Bereicherung. "Aus einem Nachhaltigkeitsreport lässt sich oft mehr über die Geschäftspläne herauslesen als aus dem Quartalsbericht. Das ist mittlerweile wirklich eine zusätzliche Informationsquelle für uns", so der Experte.

Mehr Transparenz
Auch, dass Staaten mit Green Bonds Projekte finanzieren, die ohnehin auf dem Plan gestanden hätten, sei als Kritikpunkt nicht zulässig. Vielmehr steige damit die Transparenz. "Man weiß genau, welche Projekte damit finanziert werden. Bei einem nicht so transparenten Bond kann das Geld auch in das Militärbudget fließen. Es wäre super, wenn es in 30 Jahren üblich ist, die nachhaltigen Investitionen ganz genau aufzuschlüsseln", so Moshuber. Greenwashing-Vorwürfe, die sich Unternehmen bei der Begebung eines Green Bonds gefallen lassen müssen, seien ebenfalls oft nicht nachvollziehbar. "Es ist ja auch immer so: Wenn ein braunes Unternehmen den ersten Green Bond begibt, sagen viele, das sei Greenwashing. Aber vielleicht geht das ­Unternehmen ja in die richtige Richtung", so Moshuber. Der erste Schritt sei als wichtig zu bewerten.   

Am Markt häufig gehegte Befürchtungen, dass sich momentan eine "Green Bubble" aufbaut, weil eine hohe Zahl an Investoren in eine begrenzte Menge grüner Assets strömt, teilt Moshuber nicht. Nachhaltigkeit werde schließlich von allen Investoren und Staaten anders definiert. "Man kann sich an den Pariser Klimazielen orientieren oder an den zahlreichen Nachhaltigkeitsindizes, man kann auf soziale Komponenten schauen – und Themenfonds haben auch wieder einen individuellen Fokus. Da sind überall ganz andere Unternehmen drin", betont Moshuber die Vielfalt der zur Verfügung stehenden Optionen. Dazu komme, dass die EU-Taxonomieverordnung "Transition Activities" definiert, also Übergangssektoren. "Ich kann damit als braunstes Unternehmen grün sein, weil meine Neuinvestitionen vorwiegend 'grün' sind. Die Gefahr einer Blasenbildung wird sogar von der EU-Taxonomie verhindert, da sie ein breites Spektrum an 'grünen' Investitionen zulässt", so der Experte. (eml)


Das gesamte Interview lesen Sie in der aktuellen Printausgabe von FONDS professionell so wie im E-Magazin. Darin erklärt Moshuber unter anderem, warum es gerade zu einer Dezentralisierung des Nachhaltigkeitsbegriffes kommt.