Bush und Greenspan haben Steuern und Zinsen gesenkt wie selten zuvor. Nun endlich scheint die Konjunktur zu reagieren, doch sind die Kursniveaus schon wieder übertrieben? Und wie sind die Fonds positioniert?

Die Fonds der Kategorie Aktien Nordamerika Standardwerte reflektieren die hohe Erwartungshaltung der Märkte: Trotz weiterhin schwachen Dollartrends wurde durchschnittlich bislang in diesem Jahr ein Plus von 9,9 Prozent erwirtschaftet.

Die Rallye an den US-Börsen wurde primär von Titeln niedriger Qualität getragen, und so überrascht auch nicht, dass der Sogelux US Concentrated Core mit 34,8 Prozent die Tabelle anführt: Dort finden sich unter den zehn größten Positionen Namen wie Amazon, Genentech, Yahoo und E-Bay. All diesen Papieren ist eine schon fast grotesk hohe Bewertung gemein, entsprechend hoch ist daher auch das Risikopotenzial.

Auch der nächstfolgende Fonds, Helios Amerika Universal, ist konzentriert: Nur 28 Titel befinden sich im Portfolio. Die Hälfte des Fondsvermögens wird von Gesundheitswerten ausgemacht, darunter vor allem Biotechaktien.

Wolf im Schafspelz

Entgegen des offiziellen Anlageziels liegt der Fokus zudem nicht mehr auf Blue Chips: Über 55 Prozent des Fonds sind in Nebenwerte investiert, bei einer Bestätigung dieses Trends wird der Fonds umkategorisiert in Aktien Nordamerika Nebenwerte. Von einem für die breite Masse der Anleger geeigneten Standardprodukt kann also keine Rede sein. Die extrem hohe Volatilität von 32, 5 Prozent Standardabweichung spricht Bände.

Ganz anders ist der drittplatzierte Universal US Value strukturiert: Dieser Fonds setzt auf "Deep Value", also wirklich günstig bewertete Substanztitel. Die Branchengewichtung ist recht ausgewogen, nur Investitionsgüter sind kaum vertreten. Der von Hotchkis & Wiley aus Los Angeles verwaltete Fonds kam also auf fast identische Renditen wie Helios, birgt jedoch erheblich weniger Abwertungspotenzial.

Dass Wertsicherungskonzepte in Aufwärtsphasen Renditefresser sind, beweist der Fonds mit der schlechtesten Performance in diesem Jahr. Der Warburg US Diversified hat als einziger Fonds dieser Gruppe in diesem Jahr bislang rote Zahlen geschrieben, mit einem Minus von 2,9 Prozent. Er wird von der Vermögensverwaltung Grohmann und Weinrauter verwaltet. Portfoliodaten werden uns von Warburg leider noch nicht geliefert, das soll sich bald ändern.

Es bestätigt sich also zum wiederholten Mal, dass kurzfristige Performance kaum Aussagekraft besitzt, geschweige denn Grundlage einer Kaufentscheidung sein sollte. Und speziell für nordamerikanische Aktienfonds gilt zudem, dass sich Anleger aus der Eurozone angesichts des auf tönernen Füßen stehenden Aufschwungs jenseits des Atlantiks ein Engagement doppelt gut überlegen sollten. Handels- und Haushaltsdefizite geraten immer mehr aus den Fugen, die Verschuldung der Privathaushalte hat bedrohliche Ausmaße erreicht und das Zins- und Steuerpulver ist weitgehend verschossen, ohne dass Jobs geschaffen wurden. Bitte anschnallen.

(Kai Wiecking, Morningstar)