Ex-Börsenmoderator Stefan Riße hat es ganz offen eingeräumt: "Rückblickend hatte ich unterschätzt, wie es ist, derart im Rampenlicht zu stehen“, sagte er im Mai gegenüber FONDS professionell ONLINE, kurz nachdem sein Riße Inflation Opportunities UI sang- und klanglos abgewickelt worden war. Die Einsicht kam spät und kann die miserable Performance seines Fonds nicht entschuldigen – aber sie kam. Immerhin.

Vielleicht wird es "Börsen-Professor" Max Otte und "Mister Dax" Dirk Müller eines Tages ähnlich ergehen, und es gibt wahrscheinlich nicht wenige in der Branche, die sich genau das wünschen. Vielleicht täuscht der Eindruck, aber derzeit scheint die Häme über die bestenfalls durchwachsene Performance ihrer Portfolios besonders groß zu sein, wie die Zahl entsprechender Artikel in Fach- und Publikumsmedien zeigt. Das ist verständlich, aber nicht unbedingt fair.

Wenige "Börsen-Gurus" lassen ihre Investment-Fähigkeiten so genau messen
Es stimmt schon: Otte und Müller nutzen ihre Prominenz und wollen damit Geld verdienen. Der Weg, den sie gewählt haben, ist allerdings nicht wirklich leicht. Beide könnten mutmaßlich gut davon leben, Vorträge zu halten und Bücher zu schreiben. Dass sie sich dazu entschieden haben, ihren Namen zusätzlich mit der absolut transparenten Wertentwicklung eines Publikumsfonds zu verknüpfen, verdient daher erst einmal Respekt. Denn es gibt wenige "Börsen-Gurus", die ihre Fähigkeiten als Investor so genau messen lassen.

Falsch ist es zudem, so zu tun, als wären die Promi-Fonds ein wirklich großes Thema. Der Dirk Müller Premium Aktien Fonds verwaltet gut 77 Millionen Euro. Der PI Global Value Fund und der Max Otte Vermögensbildungsfonds, die beide die Strategie des "Börsen-Professors" umsetzen, kommen in Summe auf rund 152 Millionen Euro. Das sind Krümel im Vergleich zu den Milliarden, die in populäre Mischfonds und die hauseigenen Produkte der Filialbanken fließen.

Wer einen Finanzberater hat, braucht keinen Promi-Fonds
Ein weiterer Denkfehler: Viele Beobachter unterstellen, Müller und Otte würden Geld einwerben, weil Privatanleger ihnen überragende Fähigkeiten zutrauen. Das ist mutmaßlich gar nicht der Fall. Wahrscheinlicher ist, dass ihre Investoren jemanden suchen, der glaubhaft versichert, sich wirklich um ihr Geld zu kümmern. Wer einen guten Finanzberater hat, der genau diese Funktion ausübt, braucht keinen Promi-Fonds. Diese Produkte richten sich eher an Leute, die sich keinem Anlageberater anvertrauen möchten, es aber auch nicht wagen, in Eigenregie ein ETF-Portfolio zusammenzustellen.

Müller und Otte lässt sich sogar was Gutes abgewinnen: Sie tun einiges dafür, den Deutschen und Österreichern die Aktienanlage näherzubringen. Ob ihre Fonds dafür erste Wahl sind, sei dahingestellt.