Manchmal könnte die Lage von Blackrock-Chef Larry Fink fast Mitleid erregen. Der Lenker des billionenschweren Vermögensverwalters hält ethische Prinzipien hoch, pocht regelmäßig bei den großen Unternehmen der Welt auf verantwortungsvolles Handeln und leitet eine Wende seines Hauses hin zur Beachtung von ökologischen und sozialen Kriterien ein. Und wenn der größte Asset Manager der Welt sich Klimaneutralität auf die Fahnen schreibt, hat das Gewicht. Alles richtig gemacht, könnte man meinen.

Doch dafür gerät Fink von zwei Lagern in die Kritik. Auf der einen Seite werfen Umweltschützer Blackrock vor, nach wie vor Milliardensummen in Unternehmen der fossilen Industrie zu stecken und damit den Klimawandel zu befeuern. Auf der anderen Seite formiert sich eine Allianz unter den von Republikanern gelenkten US-Bundesstaaten wie Texas, Missouri oder Louisiana. Diese werfen dem Vermögensverwalter wiederum einen "Boykott" der Öl- und Gasindustrie vor. Der Fondsriese verfolge die ESG-Ziele zudem auf Kosten der Rendite, tadeln die Staaten (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Für Blackrock entpuppt sich damit ein grundlegendes Dilemma. Denn anders als eine Bank agiert ein Fondsanbieter nur als Treuhänder. Er muss das Geld bestmöglich und im Sinne seiner Kunden anlegen. Zwar kann ein Fondshaus Anlegern eine Bandbreite an Produkten mit und ohne ESG-Fokus anbieten. Doch wenn unter den Kunden diametral entgegengesetzte Vorstellungen grassieren, gerät dies zur Zerreißprobe. Die einen pochen in Gänze auf eine Förderung der Ölindustrie, die anderen bestehen darauf, dass der Vermögensverwalter sämtlichen seiner Kunden Investments in fossile Energien verwehrt.

Solche Absolutheitsansprüche lassen sich schlicht nicht vereinbaren. Für Fink bedeutet dies, dass er sich entweder auf eine Seite schlagen muss. Damit riskiert er, dass Blackrock Kunden verliert, die dem anderen Lager anhängen. Oder Fink verfährt wie bislang auch: Das Haus versucht, irgendwie doch so gut wie allen Zielgruppen gerecht zu werden – und hofft auf das Verständnis der breiten Kundenbasis für das ESG-Dilemma.

Dies dürfte für die New Yorker die am wenigsten geschäftsschädigende Variante sein. Denn das Haus wuchs dadurch zum Riesen, dass es möglichst vielen Kunden ein interessantes Produktangebot unterbreiten konnte. Dafür wird Fink Vorhaltungen aus dem einen wie aus dem anderen extremen Lager aushalten können. Und Investoren, die einen möglichst reinen ESG-Ansatz suchen, werden sich ohnehin eher an spezialisierte Anbieter wenden.