Der Wirtschaftskrimi rund um das Kryptowährungsunternehmen Onecoin zeigt eindrucksvoll, dass die Regulierung von Finanzprodukten am eigentlichen Ziel, nämlich dem Schutz der Konsumenten vor dubiosen Angeboten, scheitert. Mehr als 360 Millionen Euro haben gutgläubige Anleger in das mutmaßliche Schneeballsystem der Onecoin-Firmen einbezahlt, das Geld dürfte großteils verloren sein.

Geködert wurden die Anleger mit der Ankündigung eines Börsengangs des Unternehmens, der ­eines Tages "an der Börse von Asien" stattfinden soll. Mitverdient hätte man, so das Versprechen, indem man eines der bis zu 27.500 Euro teuren Schulungspakete des Unternehmens kaufte. Die Pakete beinhalten auch sogenannte Tokens, über die man dann auch die Kryptowährung Onecoin erhalten hätte. In den Werbevideos des Unternehmens wird erklärt, dass es zusätzlich Provisionen gibt, wenn man im Freundes- und Bekanntenkreis "Kunden" für die Schulungspakete gewinnt. 32.000 Österreicher sollen das angeblich geglaubt haben.

In Österreich hat die Finanzmarktaufsicht FMA mittlerweile Strafanzeigen eingebracht. In Deutschland steht das Onecoin-Netzwerk sogar im Verdacht des bandenmäßigen ­Betrugs. Zu denken geben sollte der Fall vor allem ­jenen, denen wir die aktuelle Regulierung ganz normaler Investmentfonds verdanken. Wer sich heute für einen Fonds interessiert, muss schon auf den Informationsseiten des Anbieters im Internet so viele "Risikoanerkennungs-Häkchen" setzen, bevor er zum ersten Datensatz kommt, dass weniger versierte Investoren schon da der Mut verlassen hat. Auch beim Kauf über eine Bank, einen Vermittler oder ein Versicherungsunternehmen ist der Formularberg, der zwischen dem Anlagewunsch und dem tatsächlichen Abschluss des Kaufs steht, inzwischen so hoch, dass sich viele Berater erst einmal entschuldigen, bevor sie ihn aushändigen.

Zugang zu Investmentfonds erleichtern, statt ihn zu versperren
Es ist schwer vorstellbar, dass es irgendjemanden gibt, der glaubt, dass auch nur ein Kunde all diese Seiten tatsächlich liest. Und für all jene, die sich von diesen Hürden auf dem Weg zu einer soliden Geldanlage nicht abschrecken lassen, hat die Republik noch das Instrument der Besteuerung. Indem man Fonds steuer­lich laufend unattraktiver macht, treibt man Privatanleger geradezu jenen Akteuren in die Arme, deren "unregulierte" Angebote scheinbar steuerlich attraktiv sind.

Wer will, dass der Teil der Bevölkerung, der sich das leisten kann und will, privat vorsorgt, muss ihm den Zugang zu Investmentfonds erleichtern, statt ihn zu versperren. Fondsinvestments sind und bleiben die ökonomischste, unkomplizierteste und sicherste Form der Wertpapierveranlagung für den Durchschnittsverdiener. Da wir ab Herbst eine neue Regierung haben werden, wäre dies gleich ein Vorschlag für eine Thematik, der man sich möglichst bald annehmen sollte.