Dass die Party am Immobilienmarkt vorbei ist, dürfte spätestens nach der Insolvenz der Signa Holding und dem Abgang von Mastermind Rene Benko auch dem hartgesottensten Immobilienjünger klar sein. Jahrelang profitierte der Markt von niedrigen Zinsen und dem Veranlagungsnotstand der Anleger. Dass Zinsanhebungen nun Probleme bereiten, ist wohl keine Überraschung, wenn auch der rasche Zinsanhebungszyklus in dieser Art eher nicht vorhersehbar war.

Dieser Umstand trifft nun auch den Bereich der offenen Immobilienfonds. Verkauften sich diese in den vergangenen Jahren noch wie geschnitten Brot – seit 2008 stieg das Volumen von 1,9 Milliarden auf 11,13 Milliarden Euro –, hat sich das Bild nun gewandelt. Seit Jahresanfang haben Anleger 1,3 Mil­liarden Euro (Stand Ende Oktober) aus den Fonds abgezogen. Besonders deutlich spürte dies die LLB Immo KAG, sie verlor 23 Prozent ihres Volumens. Schließlich zog das Unternehmen die Reißleine und setzte die Rücknahme der Anteile des LLB Semper Real Estate bis auf Weiteres aus.

Die gute Nachricht: Es gibt noch keinen Grund zur Panik. Die drei weiteren heimischen Immobilien-KAGs sind weitaus weniger stark betroffen. Diese mussten im selben Zeitraum nur Abflüsse im Bereich von sieben bis zehn Prozent hinnehmen. Im Vergleich zur Finanzkrise ist der Immobilienmarkt zudem noch intakt, und die Portfolios der Anbieter sind solide aufgestellt. Zwar dauert der Verkauf länger, die Immobilien können aber aktuell noch zu vernünftigen Preisen veräußert werden. Die Zinspause der EZB interpretieren Experten zudem bereits als Erreichen des Zinsgipfels.

Dennoch ist das für Anleger, die ihr Kapital nicht aus den Fonds abziehen können, nur ein schwacher Trost. Für Berater zeigt die Situation einmal mehr, wie unerlässlich eine umfassende Risikoaufklärung der Kunden ist, denn das Thema wird möglicherweise noch haftungstechnische Probleme bereiten. Nur Berater, die Kunden auch eine Risikoaufklärung hinsichtlich möglicher Liquiditätsprobleme unterschreiben haben lassen, müssen sich keine Sorgen machen.