Gleich zwei Flanken der klassischen Fondsindustrie sind für Attacken neuer Akteure entblößt: Von der einen Seite stoßen junge Unternehmen mit ihrer automatisierten Portfoliosteuerung vor. Diese Robo Advisor stehen zwar noch am Anfang, doch erste Kooperationen mit etablierten Partnern spülen nun nennenswerte Beträge in die Portfolios.

Von der anderen Seite droht ein Einstieg von Internetgiganten wie Google, Apple, oder Paypal ins Asset Management. In China sammelte die Handelsplattform Alibaba bereits exorbitante Summen mit einem Geldmarktfonds ein. Jüngst erwarb auch der Techkonzern Tencent eine Lizenz zum Fondsvertrieb. Es erscheint nur eine Frage der Zeit, bis hierzulande ebenfalls Netzriesen ihre Fühler ins Fondsgeschäft ausstrecken.

Es wäre fatal, die Entwicklung zu ignorieren
Vorausschauende Spieler haben sich auf eine solche Entwicklung bereits eingestellt. Größere Häuser tüfteln an eigenen, digitalen Beratungsmodellen oder kaufen sich eine White-Label-Lösung ein. Andere überlegen, welchen Platz sie in einer Welt einnehmen, in der sie mit Unternehmen konkurrieren, die über eine enorme Vertriebsreichweite und tiefe Einblicke in Wünsche, Vorlieben und Bedürfnisse ihrer Kunden haben. Ein Weg wäre etwa, als Produktlieferant für Amazon, Apple & Co. aufzutreten.

Viele Projekte mögen vorerst eher eine Spielerei sein und dazu dienen, sich in diesem Feld auszuprobieren. Es gilt, zunächst Erfahrungen zu sammeln statt gleich veritables Geschäft zu akquirieren. Fatal wäre es jedoch, diese Entwicklung ganz zu ignorieren – und die damit verbundenen Konsequenzen. Die erscheinen hochbrisant. Denn jeder Schritt in Richtung Digitalisierung kann bedeuten, dass Asset Manager direkt in Kontakt mit Kunden treten und die klassischen Intermediäre wie Banken und unabhängige Berater ausgeklammert werden.

Blindes Vertrauen wäre selbstmörderisch
Die Angst, die klassischen Vertriebspartner zu verprellen, ist zwar groß. Die Fondsgesellschaften betonen daher stets, dass sie mit ihren Projekten in erster Linie ihre Vertriebspartner beim digitalen Wandel unterstützen wollen. Doch tatsächlich würden die Anbieter natürlich auch direkt an die Kunden herantreten – sofern dieser Weg erfolgversprechend erscheint. Somit müssen auch die Vertriebe dringend über ihre künftige Rolle nachdenken.

Geradezu selbstmörderisch erscheint hingegen das blinde Vertrauen darauf, dass auch in Zukunft jeder Kunde eine persönliche Beratung wünscht. Im Hinterkopf schwingt dabei die Hoffnung mit, die Finanzbranche sei "anders" als andere Sektoren. Viele Buchhandlungen oder Reisebüros dachten ähnlich – und stürzten mit dem Auftritt von Amazon, Airbnb und Google in den Abgrund.


Wie nahe Internet-Riesen schon ans Asset-Management-Geschäft gerückt sind und welche Digital-Strategien die Fondsanbieter verfolgen, lesen Sie im neuen Heft 1/2018 von FONDS professionell. Angemeldete KLUB-Mitglieder finden den Artikel auch hier im E-Magazin.