Finanzierungsgeschäft wird schwierig
FONDS professionell-Chefredakteur Georg Pankl über die Auswirkungen der KIM-Verordnung für die Finanzdienstleister.
Kaum ein Thema erhitzte die Gemüter in der Finanzbranche in den letzten Monaten so sehr wie die strengeren Vorgaben für die Vergabe von Hypothekarkrediten. Als am 1. August 2022 die Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-V) in Kraft trat, stellte dies eine Zäsur für Finanzdienstleister dar.
Die Vermittlung von Wohnbaukrediten ist seit Langem für viele Berater ein wesentliches Geschäftsfeld. Die strengeren Regeln bewirkten einen deutlichen Einbruch bei der Neukreditvergabe. Das ganze Ausmaß zeigen die Daten der Nationalbank (OeNB). Bereits im August 2022 ging das Neukreditvolumen im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent zurück, in den Folgemonaten verstärkte sich der Negativtrend noch. Im März dieses Jahres lag der Volumensrückgang schon bei 62 Prozent. Zwar wurde die KIM-V Anfang April geringfügig gelockert, eine grundsätzliche Entschärfung der Situation hat sich dadurch allerdings nicht ergeben. Dies zeigen die jüngsten Daten der OeNB für den Monat April: Wurden im Vorjahr in diesem Monat noch eine Volumen von 2,5 Milliarden Euro an Neukrediten für Wohnbauzwecke vergeben, so liegt der Wert dieses Jahr bei 860 Millionen Euro, dies entspricht einem Rückgang von 66 Prozent.
Eine Verbesserung im Bereich der KIM-V ist aktuell genauso wenig absehbar wie ein Ende des Zinsanstiegs. Das Zinsumfeld – mit insgesamt acht Zinserhöhungen seit Juli 2022 – stellt für das Kreditgeschäft ein zusätzliches Problem dar, das kurzfristig ebenfalls nicht verschwinden wird. Die aktuelle Situation zeigt, dass im Finanzdienstleistungsbereich nicht Spezialisierung, sondern ein diversifiziertes Geschäftsmodell die klügere Strategie ist. Während auf Finanzierungsprofis, die bislang ihre Zeit und Energie in erster Linie in die Kreditvermittlung gesteckt haben, schwierige Zeiten zukommen, haben Berater, die auch Wertpapier- und Versicherungsgeschäft anbieten können, bessere Chancen. Die nicht enden wollende Debatte über Provisionsverbote legt überdies nahe, nicht nur die Breite des eigenen Geschäftsmodells zu überprüfen, sondern auch die dabei möglichen Vergütungsmodelle. Darauf, dass sich der "Zeitgeist" ändert und die EU sowie der Gesetzgeber die Zügel wieder lockern, darf man hingegen kaum hoffen.
Kommentare
Weshalb Finanzierungsexperten trotz Spezialisierung reüssieren können?
AntwortenGeorg Pankl bringt es in seinem Artikel "Finanzierungsgeschäft wird schwierig" treffend auf den Punkt. Die Herausforderungen, denen wir uns als Finanzdienstleister aufgrund der Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-V) gegenübersehen, sind beträchtlich. Es steht außer Frage, dass Allianzunternehmen und oder Berater, die ein breiteres Spektrum an Dienstleistungen anbieten können, gegenüber Standard-Finanzierungsberatern in diesem veränderten Umfeld einen Vorteil haben. Tatsächlich zeigt sich in Zeiten wie diesen die Diversifizierung als eine durchaus kluge Strategie. Doch lasst uns nicht vergessen, dass in jeder Situation, trotz jeder Herausforderung, es immer Fachleute gibt, die in der Lage sind, die Gegebenheiten nicht nur zu interpretieren, sondern sie optimal zu nutzen und völlig neu zu denken. Es sind die hochspezialisierten Finanzierungsexperten, die dank eines robusten Geschäftsmodells, eines starken Netzwerks aus Tippgerbern und Bestandskunden sowie der technologischen Unterstützung durch eine moderne, professionelle Kreditplattform, erhebliche Chancen in diesen turbulenten Zeiten wahrnehmen und nutzen können. Unsere Erfahrung bei Infina zeigt, dass Kunden, die auch angesichts strengerer Kreditregeln und höherer Zinsen ihre finanziellen Verpflichtungen meistern können, zunehmend die Expertise spezialisierter Fachleute suchen - oft mit dem Ziel, ihre Liquidität zu optimieren und bestehende Kredite neu auszurichten. Sie haben Vertrauen in unsere Fähigkeit, ihre Bedürfnisse zu erfüllen und ihre Ziele zu erreichen, auch wenn die Bedingungen komplizierter geworden sind. Für die wirklichen Supertalente und Eliteberater in unserem Feld bietet dieses Umfeld eine ideale Gelegenheit, mehr Kunden aus dieser Zielgruppe zu gewinnen. Bei Infina sehen wir dies deutlich an den Zahlen und Erfolgen unserer erfolgreichsten Partner. Unsere Geschäftszahlen bestätigen, dass wir trotz der Herausforderungen durch die KIM-V weiterhin stark und relevant bleiben. In dieser sich ständig ändernden Landschaft ist es uE wichtiger denn je, dass wir uns anpassen und weiterentwickeln. Ja, es sind schwierige Zeiten, aber sie sind auch reich an Möglichkeiten für diejenigen, die bereit sind, sie zu erkennen und zu nutzen. Bei Infina sind wir stolz darauf, uns diesen Herausforderungen zu stellen und dabei unser Bestes zu geben, um unseren Kunden stets erstklassige Dienstleistungen zu bieten. Diese Gelegenheiten sind nicht nur eine Chance für uns, uns zu beweisen, sondern auch, um uns als Branche weiterzuentwickeln und zu verbessern. Ich danke Georg Pankl, und dem FONDS professionell-Team, für die sachkundige Berichterstattung und den wertvollen Diskurs. Es sind Artikel wie dieser, die unsere Branche dazu anhalten, innezuhalten, zu reflektieren und stets den besten Weg vorwärts zu suchen :-)
christoph.kirchmair@infina.at am 19.06.23 um 17:04