Nur 23 Prozent der Finanzprofis sind der Ansicht, dass Kryptowährungen wie Bitcoin oder Libra bis Ende 2030 als Hauptzahlungsmittel genutzt werden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter Finanzmarktexperten, über die die Nachrichtenagentur "Reuters" vorab berichtete. "Die jüngsten kritischen Äußerungen der Finanzministerien Deutschlands und Frankreichs, wonach die von Facebook geplante Kryptowährung Libra mit unkalkulierbaren Risiken behaftet sei, scheinen die Erwartungen der Experten dabei nachdrücklich eingetrübt zu haben", so das ZEW. Zudem sind für rund 88 Prozent der Befragten digitale Währungen eine Gefahr für die Finanzstabilität.

China als Krypto-Vorreiter
Eine Vorreiterrolle bei der Einführung von Kryptowährungen wird nach Meinung der Experten China einnehmen. Die Umfrageteilnehmer messen für 2020 dem alltäglichen Einsatz einer digitalen chinesischen Zentralbankwährung in der Volksrepublik eine ähnlich große Wahrscheinlichkeit bei wie dem Einsatz der bereits heute nutzbaren Digitalwährung Bitcoin. Wie das US-Finanzmagazin "Forbes" berichtet, will die Volksrepublik am 11. November ihre Digitalwährung herausbringen, um damit Facebooks Libra das Wasser abzugraben, das erst im ersten Halbjahr 2020 auf den Markt kommt.

Trotz einer breiten Skepsis gegenüber Kryptowährungen trauen manche Fachleute Facebook zu, mit Libra das Finanzsystem auf den Kopf zu stellen. Denn damit dürften Geldtransfers zwischen Personen beziehungsweise Ländern schneller und günstiger über die Bühne gehen. Notenbanken, Aufseher und Politiker üben schon länger heftige Kritik an der Digitalwährung des Social-Media-Giganten. Bei 2,4 Milliarden registrierten Facebook-Nutzern könnte Libra im internationalen Geldsystem langfristig eine wichtige Rolle spielen. (mb)