Nobelpreisträger Robert Shiller warnte jüngst: "Der Trump-Effekt hat die Aktienmärkte aufgeblasen, Anleger sollten vorsichtig sein." Nun deutet auch die von ihm entwickelte Kennzahl an, dass eine massive Kurskorrektur bevorstehen könnte.

Zur Erläuterung: Das Shiller-KGV (Kurzform von Kurs-Gewinn-Verhältnis) zeigt an, ob ganze Aktienmärkte mittelfristig betrachtet eher günstig oder sehr teuer sind. Dazu wird der Börsenwert respektive die Marktkapitalisierung eines bestimmten Börsenindex zu den aufaddierten Erträgen der Mitglieds-Unternehmen in Relation gesetzt. Gemeinsam mit seinem Co-Autoren John Campbell entwickelte Shiller in einer Studie aus dem Jahr 1988 diesen Bewertungsmaßstab, der weniger anfällig für kurzfristige Entwicklungen ist. Das spezielle Shiller-KGV wird zu diesem Zweck nicht auf Basis der aktuellen, sondern auf Basis der durchschnittlichen Firmengewinne der vergangenen zehn Jahre berechnet – die zusätzlich noch um die Teuerungsrate bereinigt sind. So entsteht ein "gleitendes Durchschnitts-KGV". Als Faustregel gilt: Je niedriger das derzeitige Shiller-KGV im Vergleich zu seinem langfristigen Mittelwert ist, desto maßvoller bewertet und aus fundamentaler Sicht attraktiver ist der betreffende Aktienmarkt. 

Quelle: MARS Asset Management

Das Problem: Derzeit liegt das Shiller-KGV  für den marktbreiten S&P 500-Index mit einem Wert knapp über 28 höher als vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008. Kurz vor dem Subprime-Crash 2008 lag es nur bei 27. Den höchsten Wert erreichte die Kennzahl zu Zeiten der Dotcom-Blase mit fast 45. Der aktuelle Wert könnte nach Überzeugung kritischer Beobachter anzeigen, dass es an den Börsen bald steil abwärts geht. 

Ständig auf Alarm
Investmentprofis sind sich indes nicht einig, wie verlässlich das Shiller-KGV als Crash-Indikator wirklich ist. Bei Mars Asset Management weist man darauf hin, dass das Shiller-KGV für den S&P 500 im historischen Durchschnitt bei 14,6 liegt. Seit dem Jahr 1990 lag es nur in einem Prozent der Zeit unter diesem Schnitt. "Das ist sehr wenig für eine Kennzahl, deren Wert vor allem auf der Annahme beruht, dass sie um ihren langjährigen historischen Durchschnitt oszilliert", sagt Jens Kummer von Mars AM. Wer das Shiller-KGV als Warnmelder Ernst nahm und danach handelte, hätte also mehrjährige Bullenphasen am Aktienmarkt verpasst. Sogar inmitten der verheerenden Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009, als die Kurse an der Wall Street bereits kollabiert waren, notierte die Kennzahl nur leicht unter ihrem langjährigen Durchschnitt.

Kummer misstraut dem Indikator auch noch aus einem anderen Grund: "Selbst heftige Kursrücksetzer wie der Schwarze Montag im Jahr 1987 traten in Phasen mit nur durchschnittlicher Bewertungen auf." Ergo: Als zuverlässiges Warnsignal taugt das Shiller-KGV nicht. (fp/ps)