Digitales Geld hat eine strahlende Zukunft – der Bitcoin allerdings nicht. Das meint jedenfalls Wirtschaftsforscher Daniel Heller, ehemals Vertreter der Schweiz beim Internationalen Währungsfonds. Die derzeit bedeutendste Kryptowährung ist kaum mehr als ein rudimentärer Prototyp, schreibt Heller in der "NZZ am Sonntag". Zu ihren größten Schwächen gehört, dass das Bitcoin-System viel zu langsam und schwerfällig ist, um große Volumina in vertretbaren  Intervallen zu verarbeiten. Durch die offene Netzwerk-Architektur ist es zudem kaum möglich, den Zugang zum System zu kontrollieren.

Letztlich machen vor allem die massiven Preisschwankungen den Bitcoin als Zahlungsmittel für Finanzmarkttransaktionen gänzlich ungeeignet, kritisiert Heller. Die dahinterstehende Blockchain-Technologie hingegen könnte Schule machen, der Handel künftig dezentral ablaufen. In letzter Instanz könnten dann Börsen und zentrale Wertschriftenverwahrer nicht mehr benötigt werden, prophezeit der Experte.

Gesucht: Die Herren des Geldes
Wie das Finanzsystem der Zukunft aussieht, lässt sich noch nicht sagen. "Die Vorhersagen der Krypto-Enthusiasten, dass ein radikaler Umbruch unmittelbar bevorstehe, sind eindeutig verfrüht", so Heller. Er hält es zwar für möglich, dass einige Abläufe bald auf die Blockchain umziehen. Das volle Potenzial dieser Technologie kann aber seiner Meinung nach erst dann ausgeschöpft werden, wenn auch die Bezahlung mit dieser Technologie erfolgt. Die Frage ist, wer letztlich ein digitales Zahlungsmittel auf der Blockchain bereitstellen wird. (fp)