In der im März veröffentlichten Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) wurde diese bereits massiv nach unten anpasst, von 0,9 auf 0,2 Prozent. In der jüngsten Prognose sehen die Experten weiterhin keine Hinweise auf eine baldige Konjunkturbelebung. Erst 2025 könnte eine etwas günstigere Entwicklung einsetzen, sobald mit der Weltkonjunktur auch die Exporte anziehen und den Impuls der inländischen Nachfrage verstärken. Nach dem Rückgang im Jahr 2023 (‑0,8%) und der Stagnation 2024 wird das BIP laut Wifo daher erst 2025 wieder nennenswert wachsen (+1,5%). "Die Konjunktur ist 2024 von einer Zweiteilung geprägt: Einer Expansion der Marktdienstleistungen steht eine anhaltende Industrierezession gegenüber", so Christian Glocker, einer der Autoren der aktuellen Wifo-Prognose.

Die österreichische Wirtschaft befindet sich bereits seit Ende des zweiten Quartals 2022 in einer Schwächephase. Sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland fehlen expansive Impulse. Die flaue Inlands- und Exportnachfrage ließen Industrie und Bauwirtschaft in die Rezession schlittern, während die ungünstige Auftragslage zusammen mit der rückläufigen Endnachfrage und der gedrückten Stimmung die Investitionsbereitschaft dämpfte.

Binnenkonjunktur weiterhin schleppend
Vorlaufindikatoren lassen auch für 2024 keine Konjunkturbelebung erwarten – zum Teil haben sie sich zuletzt sogar wieder verschlechtert. Vieles spricht laut dem Institut dafür, dass die Binnenkonjunktur weiterhin schleppend verlaufen wird. Zwar hat bei den Marktdienstleistern bereits ein Aufwärtstrend eingesetzt, der durch eine moderate Belebung des privaten Konsums gefestigt werden dürfte. Dem wirkt jedoch die anhaltende Rezession in der Industrie und im Bauwesen entgegen. Das binnenwirtschaftliche Umfeld dürfte daher anfällig für Rückschläge bleiben. Allerdings gibt es zugleich keine Anzeichen für eine Rezession in der Gesamtwirtschaft.

Vor diesem Hintergrund wird das österreichische BIP 2024 stagnieren. Erst ab 2025 dürfte die Industriewertschöpfung wieder etwas zulegen, da sich mit der internationalen Nachfrage auch das Exportgeschäft beleben sollte. Höhere Zuwachsraten als im Euro-Raum sind jedoch nicht zu erwarten, zumal die Exporteure wegen des zunehmend ungünstigeren preislichen Wettbewerbsumfelds im Prognosezeitraum an Marktanteil einbüßen dürften. Die Gesamtwirtschaft wird daher auch 2025 unterausgelastet bleiben.

Inflation dürfte sich verlangsamen
Die Inflation dürfte sich vor allem 2024 aufgrund der Nachfrageschwäche deutlich verlangsamen. Im Vorjahr hatten sich im Inland produzierte Güter und Dienstleistungen noch um 7,8 Prozent verteuert (gemäß BIP-Deflator); 2024 beträgt die Teuerung voraussichtlich 4,3 Prozent (2025: +2,6%). Unter der Annahme, dass ein erneuter Preisschock bei importierter Energie ausbleibt, erwartet das Wifo für die Entwicklung der Verbraucherpreise einen ähnlichen Verlauf (2024: +3,4%, 2025: +2,5%, nach +7,8% im Jahr 2023; laut VPI).

Trotz der günstigeren Konjunkturaussichten für 2025 wird sich die Lage der öffentlichen Haushalte über den Prognosehorizont nicht verbessern. Der gesamtstaatliche Finanzierungssaldo dürfte sich ausgehend von minus 2,6 Prozent des BIP im Jahr 2023 auf minus 3,2 Prozent respektive minus 3,1 Prozent verschlechtern und damit in beiden Prognosejahren die Maastricht-Vorgabe überschreiten. (gp)