Der Streit um Venezuelas Goldreserven geht in die nächste Runde. Es geht um nicht weniger als den Zugang zu Edelmetall im Wert von rund 890 Millionen Euro. Die Regierung von Nicolás Maduro will laut "Süddeutscher Zeitung" (SZ) an das Gold, um – nach eigenen Angaben – die Folgen der Covid-19-Pandemie zu lindern. Maduro hatte indes schon im vergangenen Jahr, also lange vor Beginn der Coronakrise, die Goldreserven des südamerikanischen Landes angezapft. Innerhalb von nur einer Woche verschwanden damals acht Tonnen des gelben Metalls aus dem Tresor der Zentralbank, insgesamt fehlt inzwischen noch deutlich mehr.

Die neueste Entwicklung betrifft den Oppositionsführer Juan Guaidó – und ist einigermaßen kompliziert: Guaidó hatte sich im vergangenen Jahr zum Interimspräsidenten Venezuelas erklärt und war auf Anhieb von mehreren Dutzend Staaten anerkannt worden, darunter auch von Großbritannien. In Tresoren im Vereinigten Königreich lagert ein Teil der venezolanischen Goldreserve. Die Briten hatten Maduro im Frühjahr die Herausgabe des Goldes verweigert, weil ein Londoner Gericht entschieden hatte: Mit der Anerkennung Guaidós hat Maduro kein Anrecht mehr auf das Edelmetall. Nun hat ein Berufungsgericht diese Entscheidung allerdings wieder kassiert.

Handelsgericht soll für Klärung sorgen
Die britische Regierung arbeitet in begrenztem Umfang mit Maduro zusammen. Schließlich konnte dessen Herausforderer bislang keinen realen Machtwechsel herbeiführen. Das Berufungsgericht argumentierte, dass das britische Außenministerium Maduro durch diese Zusammenarbeit womöglich faktisch als Regierungschef behandelt. Damit hätte dieser auch ein Anrecht auf Herausgabe des Goldschatzes. 

Wie es weitergeht, ist noch offen: Ein Handelsgericht soll klären, wer rechtmäßigen Anspruch auf die Goldreserve hat. Venezuelas Bürger leiden währenddessen weiter unter der politischen und wirtschaftlichen Krise im Land sowie unter der Corona-Pandemie. (fp)