Die erhoffte Umkehr blieb bislang aus. Die US-Notenbank Fed zerschlug die Hoffnung vieler Marktteilnehmer auf rasch sinkende Zinsen. Dennoch rechnen viele Analysten nach wie vor mit einer baldigen Senkung der Leitsätze in den USA. Früher oder später wird auch die Europäische Zentralbank umschwenken. Um sich für so ein Szenario wappnen zu können, hat Duncan Lamont, Leiter des Strategie-Research beim Fondshaus Schroders, analysiert, welche Anlageklassen sich in der Vergangenheit am besten im Umfeld sinkender Zinsen schlugen.

Die Betrachtung offenbart, dass die inflationsbereinigte Rendite von US-Aktien innerhalb von zwölf Monaten nach Beginn der Zinssenkungen durch die Fed im Durchschnitt bei elf Prozent lag. "Aktien konnten darüber hinaus auch Staatsanleihen um durchschnittlich sechs Prozentpunkte und Unternehmensanleihen um fünf Prozentpunkte übertreffen", berichtet Lamont. In der Langzeitanalyse untersuchte er die Auswirkungen von insgesamt 22 Zinssenkungszyklen seit 1928.

Aktien obenauf
"Die Renditen von Aktien waren besser, wenn es nicht zu einer Rezession kam", führt Lamont aus. "Aber selbst wenn eine Rezession eintrat, waren sie im Durchschnitt immer noch positiv." Die US-Wirtschaft habe sich in 16 der 22 Zyklen entweder bereits in einem Abschwung befunden, als die Kürzungen begannen, oder die Flaute trat innerhalb von zwölf Monaten ein. "Anleiheinvestoren dagegen schneiden besser ab, wenn eine Rezession eintritt", ergänzt der Schroders-Experte. Sie profitierten in der Regel von der Suche nach sicheren Häfen.

Unternehmensanleihen wiederum haben sich im Durchschnitt besser entwickelt als Staatsanleihen, wenn das Szenario einer Rezession eintrat. Am schlechtesten schnitt Bargeld ab. "Über den Zeitraum von zwölf Monaten nach dem Beginn der Zinssenkungen schnitten Aktien im Durchschnitt um neun Prozentpunkte besser ab als Bargeld", erläutert Lamont. "Auch die Entwicklung von Anleihen übertraf die Performance von Bargeld deutlich."

Besser defensiv
Wie sich innerhalb des Aktienfeldes einzelne Branchen im Falle von Zinssenkungen entwickelten, untersuchte Sebastian Dörr vom Multi-Family-Office HQ Trust. Er prüfte die Entwicklung der Branchen seit Ende 1984 über 13 Zinssenkungsphasen. "Die defensiven Branchen schnitten in Phasen fallender Zinsen deutlich besser ab als die zyklischen Sektoren", zieht Dörr als Fazit. Die Sektoren Nahrungsmittel, Getränke und Tabak sowie Körperpflege, Drogerie und Lebensmittelgeschäfte hätten in allen 13 Phasen den Markt geschlagen, der Gesundheitsbereich immerhin in zwölf.

Bei Branchen wie Telekommunikation, Versicherungen oder Chemie sei das Ergebnis weniger eindeutig gewesen. "Den Phasen mit einer Outperformance gegenüber dem breiten Markt standen in etwa gleich viele mit einer Underperformance gegenüber", berichtet der Kapitalmarktexperte. Die Schlusslichter bilden klar der Rohstoff- und der Energiesektor. "Die Aktien aus diesen beiden Branchen blieben im Schnitt in elf beziehungsweise zehn von 13 Zeiträumen hinter dem Markt zurück."

Tückische Tech-Aktien
Auf den ersten Blick schneiden auch Technologieaktien schwach ab. In acht der 13 Zeiträume blieben sie hinter dem Markt zurück. Gemessen an der durchschnittlichen Rendite in diesen Phasen landeten Tech-Titel sogar auf dem vorletzten Platz unter den Branchen. "Allerdings wird diese Betrachtung stark durch die hohen Verluste nach dem Platzen der Tech-Blase beeinflusst", schränkt Dörr ein. "Über den Komplettzeitraum liegt Technologie bei der Performance immerhin auf Rang zwei", so der HQ-Trust-Analyst. Das gelte auch für die jüngste Phase sinkender Zinsen. "Hier schnitten von den 19 anderen Branchen nur die Versorger besser ab." (ert)