Der Fehlbetrag in den Büchern der EZB belief sich für 2023 – selbst nach der vollständigen Auflösung der Rückstellung für finanzielle Risiken in Höhe von 6,6 Milliarden Euro – auf 1,27 Milliarden Euro. Grund dafür ist, dass die gestiegenen Zinsen die Kosten früherer geldpolitischer Maßnahmen der Bank erhöhen. Diese Verluste werden in den nächsten Jahren laut der EZB anhalten, ihre Tätigkeit aber nicht beeinträchtigen.

"Dem Fehlbetrag gingen fast zwei Jahrzehnte deutlicher Gewinne voraus", erklärte die Notenbank am Donnerstag (22.2.). "Er spiegelt die Rolle und die erforderlichen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems bei der Wahrnehmung seines vorrangigen Mandats – der Gewährleistung von Preisstabilität – wider. Der Verlust wirkt sich nicht auf seine Fähigkeit zur Durchführung einer wirksamen Geldpolitik aus."

Zentralbanken auf der ganzen Welt leiden finanziell unter der toxischen Kombination großer Ankaufprogramme zu Niedrigzinsen und rasanter Straffungsschritte nach der Pandemie. Das volle Ausmaß des Problems dürfte in der Eurozone erst sichtbar werden, wenn die nationalen Zentralbanken in den kommenden Wochen ihre Ergebnisse veröffentlichen – die Deutsche Bundesbank ist am Freitag (23.2.) dran.

Nationale Kapitalspritzen erforderlich?
Die Situation hat zu Spekulationen geführt, dass die Nationalbanken womöglich Kapitalspritzen ihrer Regierungen benötigen könnten, was ihre Unabhängigkeit gefährden würde. Die Institutionen selbst – auch die Bundesbank – verweisen darauf, dass sie auch mit negativem Eigenkapital arbeiten und aktuelle Verluste durch zukünftige Gewinne ausgleichen können. Ein Papier des Internationalen Währungsfonds vom letzten Jahr kam ebenfalls zu dem Schluss, dass die Notenbanken im Eurosystem ihre Verluste auch ohne staatliche Hilfe wieder wettmachen können.

Die EZB hob hervor, dass sie trotz des Verlusts im vorigen Jahr weiter solide sei und das Eigenkapital immer noch knapp 45 Milliarden Euro betrage.

Die Situation könnte sich ab jetzt auch verbessern, da die Bilanz der EZB abgebaut wird und die Zinsausgaben in nächster Zeit wieder sinken werden. "Danach sollte sie aber wieder nachhaltige Gewinne erzielen", heißt es in der Mitteilung. Der Verlust werde "in der Bilanz der EZB als Verlustvortrag ausgewiesen und mit künftigen Überschüssen verrechnet". (mb/Bloomberg)