Peru droht der Abstieg: Der US-Indexanbieter MSCI denkt darüber nach, das Land vom Emerging zum Frontier Market herabzustufen. Gerade einmal drei peruanische Aktien erfüllen die Liquiditätsvoraussetzung für den Index MSCI Emerging Markets. Trotz geringer Liquidität ist Peru ein interessantes Terrain für Lateinamerika-Investoren, sagt Oliver Bell, Spezialist für Frontier Markets beim Fondsanbieter T. Rowe Price. Denn seine Wirtschaft ist vergleichsweise breit diversifiziert. "Auch wenn Peru, wie die meisten lateinamerikanischen Länder, abhängig von Rohstoffexporten ist: Das Spektrum an Bodenschätzen ist breit, was zu einer höheren Balance in der Wirtschaft beiträgt." Im Süden boomt die Fischerei, das Landesinnere ist reich an Rohstoffen wie Kupfer, Gold, Silber, Eisenerz, Erdöl, Holz und Kohle.

Auch im peruanischen Einzelhandel zeigt sich eine erfreuliche Entwicklung. Bis vor kurzem galt er als der am wenigsten ausgereifte in Lateinamerika. "Der Grad der Marktdurchdringung ist zwar noch immer gering. Allerdings nimmt das Wachstum an Fahrt auf", sagt Bell. "Der Sektor profitiert von Kapitalzuflüssen durch Auslandsinvestitionen, vor allem durch internationale Bekleidungshersteller." Weil die Löhne im Land steigen und die Mittelschicht konsumfreudiger wird, geht der Experte davon aus, dass der Einzelhandel weiter wächst.

Zentralbank mildert Währungsrisiko ab
Der peruanische Bankensektor gibt dagegen auf den ersten Blick Anlass zur Sorge. "Es gab einen Run auf den US-Dollar. Das Kredit-Einlagen-Verhältnis liegt in der Lokalwährung bei fast 150 Prozent", sagt Bell. Beim Run auf den Dollar scheint es sich allerdings um einen Einzelfall gehandelt zu haben, bei dem sich lokale Institutionen über eine Abwertung des peruanischen Sol sorgten. Die Zentralbank hat dieses Risiko abgeschwächt, indem sie Banken kurzfristig Repo-Geschäfte anbot.

Abgesehen von diesem Währungsrisiko ist Perus Bankensektor nach Bells Einschätzung einer der attraktivsten in der Region und, ähnlich wie der Einzelhandel, bislang kaum durchdrungen. "Wir sehen großes Potenzial für Wachstum am Kreditmarkt", so der Experte. Das gilt vor allem für Perus größten Finanzdienstleister, der mehr als ein Drittel des Marktes ausmacht. Die Gruppe, zu der auch das zweitgrößte Versicherungsunternehmen des Landes gehört, operiere mit einer soliden Kapitalbasis. "Zudem konnte die Bank zuletzt ihr Kreditportfolio und ihre Einlagen steigern", sagt Bell. (fp)