Es war der geringste Quartalszuwachs seit 2009: Das chinesische Bruttoinlandsprodukt hat in den ersten drei Monaten laut nationaler Statistikbehörde um 7,0 Prozent zugelegt. Eben diese sieben Prozent werden von der Regierung auch für das gesamte Jahr 2015 angestrebt, was aus heutiger Sicht sogar noch als zu optimistisch eingestuft werden könnte.

Denn während die fernöstliche Wirtschaft laut Starökonom und Bric-Erfinder Jim O'Neill noch immer Erstaunliches leistet, befinde sie sich nach Meinung der britischen Wirtschaftsforscher von Oxford Economics in keiner guten Position. Die umlaufende Geldmenge im bevölkerungsreichsten Land der Erde nimmt inzwischen weniger stark zu als in den USA, und das sei grundsätzlich ein sehr schlechtes Zeichen. Zwar sei ein zunehmendes Geldangebot nicht der Weisheit letzter Schluss. Mittelfristig lasse sich daran aber sehr wohl die wirtschaftliche Aktivität messen. 

Seit 1986 habe es dieses Szenario – US-Geldmenge wächst schneller als die Geldmenge in der Volksrepublik – nur dreimal gegeben, und in jedem Fall habe sich das Wirtschaftswachstum in den USA in der Folge beschleunigt, während in China genau der gegenteilige Effekt zu beobachten war. Für Regierung und Bevölkerung hätte ein neuerlicher Konjunktureinbruch schwerwiegende Folgen: Denn das würde wiederum bedeuten, dass es für sie teurer und schwieriger wird, ihre explodierenden Schulden zu bedienen. 

5,5 Prozent nur schwer vorstellbar
Das Beratungsunternehmen Oxford Economics prognostiziert auf Basis der jüngsten monetären Entwicklung einen Wachstumsrückgang auf 5,5 Prozent. Die Ökonomen betonen aber zugleich, dass nur schwer vorstellbar sei, dass die Regierung nicht gegensteuern werde. Vielmehr seien eine geldpolitische Lockerung und eine Ankurbelung des Geldmengenwachstums wahrscheinlich. Damit würde sich dann auch das nachfolgende Chartbild wieder aufhellen. (aem/dw)

Geldmengenwachstum in Prozent
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Quelle: Oxford Economics, Haver Analytics