Das Asset-Allocation-Committee von Neuberger Berman blickt eher zurückhaltend in die nahe Zukunft. US-Standardwerte sollten Anleger auf Sicht von zwölf Monaten eher untergewichten, meint der amerikanische Asset Manager, für japanische Aktien gilt das gleiche. Nur für Aktien und Anleihen der Schwellenländer gibt sich das Team um Chief Investment Officer Erik Knutzen wirklich optimistisch.

Das ist auf den ersten Blick erstaunlich, schließlich zieht die US-Notenbank Fed langsam die Zügel an – und in der Vergangenheit haben sich Zinserhöhungen in den Vereinigten Staaten für die Schwellenländer als problematisch erwiesen, insbesondere wenn sie mit einem steigenden US-Dollar einhergingen. "Während der Tapering-Krise von 2013 reichte schon die bloße Andeutung einer Abkehr vom Quantitative Easing, um massive Verkäufe auszulösen und die Grundlagen für einen Bärenmarkt zu schaffen", erinnert Knutzen im aktuellen Marktausblick des Asset Managers.

Länder stehen besser da als vor den Turbulenzen 2013
Neuberger Berman sieht darin jedoch keinen Widerspruch: "Unser Basisszenario ist die Rückkehr zu einem wachstums- und inflationsschwachen Umfeld, wie es vor dem 'Trump-Trade' Ende 2016 herrschte", so der Anlagechef. "Märkte mit organischem Wachstum sind unter diesen Umständen durchaus attraktiv. Wenn sie dann auch noch relativ unterbewertet sind, ist die Anziehung umso größer. Die Schwellenmärkte erfüllen derzeit beide Kriterien."

Knutzen und seine Kollegen gehen davon aus, dass die Fed vorerst mit Zinserhöhungen pausiert, während sie ihre Anleihenkäufe zurückfährt. "In den kommenden drei Jahren könnte sie damit schon einen Großteil ihrer geldpolitischen Straffung umsetzen", meint Knutzen. "Das ist deshalb bedeutsam, weil ein geringeres Bilanzvolumen weniger zur Aufwertung des US-Dollar beitragen würde als unerwartet schnelle Zinserhöhungen."

Zudem sei die Haushaltslage der Schwellenländer heute robuster als vor den Turbulenzen 2013, während ihre Währungen weiterhin deutlich schwächer notierten. "Die Gefahr einer Destabilisierung durch eine restriktivere Politik der Fed ist daher nur gering", ist der Investmentprofi überzeugt.

Die eigentlichen Risiken liegen woanders
Auch der US-Dollar dürfte nicht für großen Gegenwind sorgen, meint Neuberger Berman. Die Währungsanalysten des Hauses trauen dem US-Dollar kurzfristig zwar Kursgewinne zu, weil es bei der Auflösung des "Reflation Trade" starke Übertreibungen gegeben habe. "Langfristig ist jedoch mit einer Seitwärtsbewegung oder sogar einer gewissen Abwertung zu rechnen", betont Knutzen.

Die eigentlichen Risiken für die Schwellenmärkte lägen woanders, zum Beispiel in den Begleiterscheinungen, die Chinas Maßnahmen zur Kontrolle des überhitzten Kreditsystems mitbringen, und in einem allgemeinen, deutlichen Wachstumsrückgang. "Die flachere chinesische Renditekurve und die erneute Prüfung der Banken sind beunruhigend, doch aktuell halten sich diese Risiken unseres Erachtens im Rahmen", beruhigt Knutzen. (bm)