Die jüngsten Marktturbulenzen sind nach Einschätzung von Humberto Nardiello, Aktien-Fondsmanager bei DPAM, auf gesamtwirtschaftliche Entwicklungen zurückführen. Die Stilrotationen etwa von Growth zu Value sieht er als natürliche Folge dieser Veränderungen. Doch davon lässt er sich nicht beirren: Er setzt weiter auf die langfristigen Wachstums-Stories und findet diese sehr häufig in künstlicher Intelligenz (KI).

Langfristige Anlagen in Unternehmen, deren Cashflows eher in der Zukunft liegen, neigen in einem turbulenten Umfeld dazu, gegenüber dem Markt zurückzufallen, erklärt Nardiello den jüngsten Rücksetzer bei Aktien aus dem Themenbereich KI. Trotzdem konzentriert er sich weiterhin gerade auf die überzeugendsten Innovationstreiber. "Innovation erzeugt Umsatzwachstum und höhere Gewinne", so Nardiello: "Auf lange Sicht bestimmen sie aber die Aktienkursentwicklung." Genau darum sei KI ein spannendes Thema.

Den Investitionen folgen die Umsätze
Innovation steht auch im Fokus der US-Big-Tech-Firmen wie Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta: "Deren jährliche Gesamtinvestitionen steigen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 75 Milliarden Dollar auf etwa 200 Milliarden Dollar an", so der Fondsmanager. Dieser Zuwachs sei deutlich höher als der jährliche Anstieg von zehn Milliarden Dollar in den vergangenen zehn Jahren.

Für ihn ist es klar, dass sich solche Investitionen nicht sofort in Umsätzen und Gewinnen niederschlagen. "Es braucht Zeit, um Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln, die einen Paradigmenwechsel herbeiführen", sagt Nardiello. Zudem sei die KI-Monetarisierung unklar definiert. "Der Markt konzentriert sich auf die Umsätze, die unter dem Label KI generiert werden. Diese strenge Definition ist aber schwierig." Denn KI sei in viele Produkte eingebettet und verbessere entweder deren Angebot oder reduziere Kosten. Damit profitierten viel mehr Firmen als allgemein angenommen.

Bewertungen sind nicht zu hoch
Die oft kritisierten Bewertungen im Tech-Sektor hält er insgesamt für angemessen. "Die großen Technologieunternehmen werden zu Kennzahlen gehandelt, die nicht allzu weit vom breiten Markt entfernt sind: Und das bei überdurchschnittlichem Wachstum und besseren Bilanzen mit weniger Schulden." Seine Einschätzung: "Noch befinden wir uns in den Anfängen der KI. Die Entwicklung wird nicht geradlinig verlaufen. Viel wahrscheinlicher wird sie schrittweise erfolgen und langwierig sein." (jh)