Blackrock ist nicht nur der größte Asset Manager der Welt, sondern über seine Tochter iShares auch der weltweit führende ETF-Player. In Europa stehen die US-Amerikaner uneinholbar an der Spitze – und erfreuen sich insbesondere bei institutionellen Renditesuchern einer wachsenden Beliebtheit.

Das zeigt sich vor allem bei europäischen Renten-ETFs. Der Marktanteil von Blackrock ist in den vergangenen Jahren auf 67 Prozent angestiegen, zeigen Daten von Morningstar. Der Abstand zu den Verfolgern ist beträchtlich: An zweiter Stelle rangiert die Deutsche-Bank-Tochter X-trackers mit einem Marktanteil von gerade mal sieben Prozent. Den kargen Rest von 26 Prozent müssen sich Herausforderer wie Lyxor, Amundi, State Street und Pimco teilen.

Das wollen die Mitbewerber so nicht länger hinnehmen, berichtet "Bloomberg News" – und versuchen, die Vormachtstellung Blackrocks im 153 Milliarden US-Dollar (ca 139 Mrd. Euro) schweren ETF-Markt in Europa zu schwächen. Bei der Umsetzung müssen sie allerdings gleich eine ganze Reihe von Herausforderungen meistern, die leicht ins Geld gehen können. 

So bringen Konkurrenten neue Fonds auf den Markt und verlangen geringere Gebühren als Blackrock. Beispielsweise berechnet Blackrock 0,2 Prozent für Investments in seinen iShares Core U.K. Gilts Fund. Der SPDR von State Street Corp. verlangt hingegen für einen ähnlichen ETF lediglich 0,15 Prozent, während es bei Vanguard Group sogar nur 0,12 Prozent sind. Noch billiger ist Lyxor Asset Management mit 0,07 Prozent. 

Größe zählt
Dennoch: Die Mehrzahl der Investoren akzeptiert offenbar höhere Gebühren, um in große ETFs zu investieren, da diese Produkte in aller Regel einfacher zu handeln sind. Der iShares-Gilt-Fonds verfügt über Aktiva von 1,8 Milliarden Euro – was mindestens dem Zehnfachen der Fonds von State Street, Vanguard und Lyxor zusammen entspricht.

Die Wettbewerber werden laut Einschätzung vieler Experten zudem ausgebremst, weil Blackrocks iShares-Produktfamilie den Investoren Zugang zu europäischen Anleihefonds bietet, die 93 Milliarden Euro an Netto-Aktiva halten. Das ist mehr als neunmal so viel wie beim nächstgrößten Anbieter, der Deutschen Bank. 

Pioniergewinne abgeschöpft
“Es gibt einen riesigen Erstanbieter-Vorteil”, sagt Deborah Fuhr, Managing Partner beim Marktforscher ETFGI. "Es ist schwierig, ähnliche Produkte zu starten, weil man direkt mit einem Fonds konkurriert, der bereits über enorme Aktiva und Handelsvolumen verfügt.“

Und die Volumina steigen weiter: Investoren haben in diesem Jahr rund neun Milliarden Euro in Anleihe-ETFs in Europa, dem Nahen Osten und Afrika gepumpt, wie Daten von Blackrock belegen. Dahinter steht zum Teil die steigende Akzeptanz der Produkte als eine einfachere Handelsmöglichkeit, verglichen mit illiquiden Bondmärkten.

Kundenwünsche ändern sich
“Es fließen nicht gerade wenig Investments in Bonds-ETFs”, sagt Blanca König, leitende Produkt-Strategin bei X-trackers von der Deutschen Bank. "Das ist mit Sicherheit ein Bereich, in dem wir wachsen wollen.“ Jose Garcia-Zarate, sieht das genauso: "Wenn man mit einem ETF-Anbieter in Europa spricht, dann stehen Festverzinsliche auf der Prioritätenliste ganz oben”, sagt der Associate Director für passives Investieren bei Morningstar. 

X-trackers versucht, den eigenen Marktanteil von sieben Prozent systematisch zu erhöhen. Zum Teil will das Unternehmen dies erreichen, indem es vieler seiner Fonds umstellt – so, dass diese Anleihen "physisch" Wertpapiere besitzen, statt Swaps zur Abbildung von Indizes zu nutzen, wie es Blackrock macht. So genannte physische ETFs sind in den vergangenen Jahren bei Anlegern beliebter geworden, wie König sagt. Sie war 2015 von Blackrock zu X-trackers gekommen. 

Europas Kapitalmarkt ist zersplittet
Der europäische ETF-Markt hat durchaus Luft nach oben. Er ist nur etwa ein Drittel so groß wie jener in den USA. Das liegt unter anderem an den unterschiedlichen Steuervorschriften in den einzelnen Mitgliedsstaaten, die es erschweren, Fonds über Landesgrenzen hinweg zu betreiben. (aa)