Flossbach von Storch rechnet nicht damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Zwei-Prozent-Inflationsziel schnell erreicht. Baldige Zinssenkungen und deutlich fallende Renditen von Anleihen seien daher kaum zu erwarten. "Statt eines Zinsgipfels befinden wir uns eher am Beginn eines möglicherweise noch leicht ansteigenden Plateaus", schreibt Bert Flossbach, einer der beiden Firmengründer, im jüngsten Kapitalmarktbericht des Vermögensverwalters.

"Anleihen bieten inzwischen wieder Renditen, die einen Kapitalerhalt nach Abzug der zu erwartenden Inflation ermöglichen oder im Fall inflationsgeschützter Papiere sogar garantieren", meint Flossbach. Damit könnten sie nach verlustreichen Jahren wieder zu einer verlässlichen Renditequelle werden, von der vor allem gemischte Portfolios profitieren könnten.

Ist die Bewertungskorrektur schon abgeschlossen?
Das höhere Renditeniveau am Anleihemarkt schlägt bekanntlich auch auf die Bewertung der Aktien durch. "Zumeist dauert es eine Weile, bis der Aktienmarkt das höhere Zinsniveau verdaut hat und die Bewertungskorrektur abgeschlossen ist", schreibt Flossbach. Dieser Prozess ende erst dann, wenn der Zinserhöhungszyklus vorbei sei.

Bei einigen "Qualitätsaktien" ist diese Anpassung dem Portfoliomanager zufolge allerdings bereits sehr weit fortgeschritten. "Das Chance-Risiko-Verhältnis hat sich hier deutlich verbessert, sodass Käufe oder Aufstockungen unseres Erachtens schon jetzt sinnvoll erscheinen", so Flossbach. "In anderen Fällen müssen die Bewertungen noch weiter zurückgehen, um die Titel auf die Kaufliste zu setzen." Der Vermögensverwalter erinnert daran, dass man als Investor erfahrungsgemäß nie den Boden der Korrektur trifft. "Deshalb ist schrittweises Investieren sinnvoll", so sein Rat.

Aktienanleger brauchen Geduld
"Qualität" definiert der Kölner Vermögensverwalter dabei anhand von zwei Kriterien: Ertragsstabilität, also die Robustheit und Verlässlichkeit der Unternehmensgewinne, und Wachstumspotenzial, festgemacht an realistisch zu erwartenden Steigerungen bei Umsatz, Gewinn und Cashflow über die nächsten fünf bis zehn Jahre.

Qualitätsaktien hätten die angenehme Eigenschaft, dass ein Bewertungsrückgang langfristig durch steigende Firmengewinne überkompensiert werde. "Der geduldige Anleger wird also belohnt, denn: Gute Unternehmen wachsen mit der Inflation, gute Anleihen nicht", so Flossbach. Dauerhaft höhere Inflationsraten führten zu höheren Umsätzen und Erträgen und bescherten Aktionären Realrenditen, die langfristig über denen der Anleihen liegen sollten. Der Vermögensverwalter mahnt jedoch: "Um hiervon zu profitieren, braucht es ein wenig Geduld." (bm)