Der bekannte Anleihen-Experte Jeffrey Gundlach schaut mit Sorgenfalten in die Zukunft. Besonders die hohe Verschuldung in den USA bereitet dem Gründer des Asset Managers Doubleline Capital große Sorge. Er rechnet mit einer Rezession in den USA, die in Verbindung mit dem hohen Staatsdefizit in eine Schuldenkrise führen wird, wie er in einem Interview mit dem "Handelsblatt" ausführt.

Der auch als "Anleihen-König" bekannte Gundlach weist darauf hin, dass es klare Indikatoren gibt, die auf eine Rezession in der immer noch größten Volkswirtschaft hindeuten – allerdings nicht die Arbeitslosenquote oder das US-Wirtschaftswachstum im vergangenen Quartal. "Ein viel besserer Indikator sind ohnehin die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung, und die sind gestiegen. Sie zeigen, dass Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, nicht mehr so leicht einen neuen Job finden, weil nicht genügend neue Arbeitsplätze geschaffen werden", so Gundlach gegenüber der Zeitung. 

"Seltsames wird passieren"
Als Reaktion auf die Rezession wird die US-Notenbank Fed seiner Meinung nach die Zinsen wieder senken, und zwar deutlich. Das werde zu sinkenden Anleihenrenditen führen, in Verbindung mit einer weiter steigenden Staatsverschuldung, um die Wirtschaft anzukurbeln. "Aber dann wird etwas Seltsames passieren. Wir werden feststellen, dass wir nicht alle diese Anleihen zu einem niedrigen Zinssatz an den Markt bringen können. Wer soll denn all diese Staatsanleihen kaufen? Und dann müssten die Renditen wieder steigen", so Gundlach weiter.

Die steigenden Renditen wiederum werden dazu führen, dass die Zinslast der USA noch weiter steigen und sich das in den 1980er Jahren entstandene Haushaltsdefizit weiter vergrößern wird. Eine Lösung für das Dilemma, dass der Staat immer mehr Geld für die Begleichung seiner Schulden in die Hand nehmen muss, hat der Anleihen-Guru auch nicht. Nur einen sarkastischen Vorschlag: "Wir müssten unsere Tech-Branche nutzen, um eine Zeitmaschine zu bauen, die uns in das Jahr 1980 zurückversetzt. Dann könnten wir entscheiden, diesen unhaltbaren finanzpolitischen Weg nicht einzuschlagen."

Bogen um Microsoft & Co.
Der Anleihen-Experte managt übrigens auch Aktienstrategien. Aktuell seien diese je zur Hälfte in US-Titel und in europäischen Werten investiert. Um einen Bereich macht er aber einen Bogen: Tech-Aktien, gerade auch die Papiere von Technologieriesen wie Microsoft oder Alphabet, die im Moment stark performen. "In der Regel sind es die größten Gewinner vor einer Rezession, die in einem Abschwung zu den größten Verlierern werden. Einige von ihnen können natürlich am Ende immer noch fantastische Gewinner sein, selbst wenn man sie direkt auf dem Höchststand gekauft hat. Aber man weiß schlicht nicht, welche Konzerne sich am Ende durchsetzen werden", begründet er seine Zurückhaltung. (jb)