In Japan, wo die größten Bestände an US-Treasuries gehalten werden, haben Investoren im Dezember die Wertpapiere so stark abgestoßen wie seit fast vier Jahren nicht mehr. Sie verkauften 21,3 Milliarden US-Dollar an Treasuries, wie aus den jüngsten Daten des Finanzministeriums hervorgeht. Was auffällt ist, dass die Verkäufe in einer Zeit anhalten, in der Auslandsanlagen selten so attraktiv waren. Und es sind nicht nur die Japaner. Überall auf der Welt ziehen sich Ausländer von den US-Anleihen zurück wie nie zuvor.

Weltweiter Konsens
Von Tokio über Peking bis London herrscht Einigkeit: nur wenige Investoren wollen derzeit in den US-Treasury-Markt mit einem Volumen von 13,9 Billionen Dollar einsteigen. Ob es die Aussichten auf höhere Defizite und höhere Inflation unter Präsident Donald Trump sind oder höhere Zinsen von der Federal Reserve - der sicherste Anleihemarkt der Welt scheint eine weniger sichere Sache zu sein, zumal nach dem Anstieg der Renditen seit November. Und dann ist da Trumps Vorliebe für das Säbelrasseln, die es umso einfacher macht, zu Hause zu bleiben.

"Aufgrund von politischer Unsicherheit dürfte es dieses Jahr schwieriger als üblich für japanische Investoren sein, in Treasuries zu investieren", sagt Kenta Inoue, Chefstratege ausländische Bondinvestments bei Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities in Tokio. "Die Treasuries-Renditen dürften in naher Zukunft rapide steigen, was Investoren weiterhin von aggressiven Käufen abhalten wird."

Niemand prognostiziert indes, dass Ausländer die US-Staatspapiere gänzlich abstoßen werden. Sie halten immer noch 5,94 Billionen Dollar an Treasuries oder rund 43 Prozent des Marktes. Zum Vergleich: 2008 waren es noch 56 Prozent. Eine deutliche Verringerung ihrer Bestände kann die größten Gläubiger Japan und China ebenso schädigen wie die USA.

Zuletzt hat eine steigende Nachfrage im Heimatmarkt die zunehmenden Verkäufe von Ausländern kompensiert. Seit die Rendite der zehnjährigen Treasuries Mitte Dezember auf 2,64 Prozent stieg, ist sie wieder gesunken und für dieses Jahr praktisch unverändert. Am Montagmorgen stieg die Rendite um 1,4 Basispunkte auf 2,42 Prozent.

Anhaltende Folgen
Nichtsdestotrotz könnte eine beständig niedrigere ausländische Nachfrage nach Treasuries anhaltende Konsequenzen für die Fähigkeit der USA haben, sich billig zu refinanzieren – insbesondere unter dem Eindruck der ambitionierten Pläne Trumps, die Infrastrukturausgaben zu erhöhen, die Steuern zu senken und "America First" zu propagieren. Der Präsident hat Japan, China und auch Deutschland an den Pranger gestellt und wirft ihnen vor, ihre Währungen abzuwerten, um im Handel unfaire Wettbewerbsvorteile zu gewinnen. (mb/Bloomberg)