Die Aktienkurse könnten in der kurzen verbleibenden Zeit bis zur US-Wahl überraschend abrutschen, warnt Abby Joseph Cohen, eine der profiliertesten Mitarbeiterinnen der Investmentbank Goldman Sachs. "Ich bin ziemlich besorgt, dass es erhebliches Abwärtspotenzial geben könnte", erklärte die renommierte Investmentstrategin in einem Interview mit Bloomberg TV. Zu den Risikofaktoren zählt sie nicht nur das Wahlergebnis selbst, sondern auch die Reaktion des US-Kongresses – und die von Donald Trump selbst.

Cohen wies im Interview darauf hin, dass die Rally an den Aktienmärkten maßgeblich von großen Technologiekonzernen getrieben wird und nicht auf breiter Front stattfindet. Das macht den Markt anfällig für Enttäuschungen und somit für Rücksetzer. Eine solche Enttäuschung war zuletzt das Gerangel um ein weiteres Fiskalpaket der US-Regierung. Sollten die Demokraten im November einen Erdrutschsieg einfahren, könnte das mehr Gewissheit über den künftigen fiskalpolitischen Kurs der USA bringen, so Cohen. Generell betrachteten viele Investoren einen Sieg des Herausforderers Joe Biden als positiv für das langfristige Wachstum der Unternehmensgewinne und der Wirtschaft.

Werden die Trump-Fans müde?
Cohen, die in den 1990er Jahren Amerikas bekannteste Aktienstrategin war und die sich inzwischen von vielen Aufgaben bei Goldman Sachs zurückgezogen hat, hat nach eigenen Angaben mit vielen Investoren über die anstehende Wahl gesprochen. Das Ergebnis: Zahlreiche Anleger wünschen sich eine verlässlichere Politik als jene der vergangenen vier Jahre. Sie sind unsicher, wie Trumps Pläne für eine zweite Amtszeit aussehen und enttäuscht von der Infrastrukturpolitik des US-Präsidenten sowie besorgt über Risiken im Umwelt- und Gesundheitssektor. (fp)