Viele große Pensions- und Stiftungsfonds dürften über ausreichende Cashflows verfügen, um die Nachschuss-Forderungen bei Privatmarktfonds zu erfüllen. Eine große Zahl anderer Investoren könnte indessen gezwungen sein, zur Erfüllung der Kapitalanforderungen liquide Wertpapiere abzustoßen. Den Aktien- und Anleihemärkten drohen damit neue Einbußen, nachdem sie in diesem Jahr bereits mehr als 20 Prozent nachgegeben haben.  

Buyout-Fonds mit Minus von knapp acht Milliarden Dollar
Erste Anzeichen für Probleme zeigen sich in den schrumpfenden Ausschüttungen für die Anleger: Im dritten Quartal verzeichneten fünf der sechs vom Marktbeobachter Burgiss Group untersuchten Privatmarktfonds-Kategorien negative Nettozusagen. Die Anleger mussten damit mehr Geld in diese Fonds stecken als sie zurückbekommen haben. Buyout-Fonds verzeichneten die größte Lücke seit dem zweiten Quartal 2020. Nach Burgiss-Angaben kamen sie auf ein Minus von 7,66 Milliarden Dollar. 

"Wir sehen Grund zur Besorgnis", schrieben die Burgiss-Experten Patrick Warren und Luis O'Shea vorigen Monat in einer Analyse. "Die Nettoausschüttungen von Risikokapital sind jetzt auf einem Mehrjahrzehntstief – und auch in den Bereichen Senior und Distressed Debt wird per Saldo Kapital abgerufen." Drei der Fondstypen schütteten an Investoren die niedrigsten Beträge seit mindestens sieben Jahren aus.

Die Kapitalabrufe haben sich in diesem Jahr beschleunigt, wie ein hochrangiger Manager eines institutionellen Investors mit mehr als 50 Milliarden Dollar verwaltetem Kapital berichtet. Dies gelte besonders für Privatmarktfonds im Credit-Segment. Am aktivsten werde Kapital von sogenannten Trigger-Fonds abgerufen, die sich diesbezüglich an ihre Klienten wenden, sobald bestimmte Schwellenwerte erreicht sind, so der Manager. 

"Es ist vorstellbar, dass große Institutionen Zwangsverkäufe von liquiden Aktien tätigen, um Kapitalabrufe in privaten Fonds zu erfüllen", schrieb Benn Eifert, Gründer und Chief Investment Officer des Boutique-Volatilitäts-Hedgefonds QVR Advisors, im Oktober in einem Brief an die Anleger.

Denominator-Effekt
In den vergangenen Jahren haben sich viele alternative Investments stärker entwickelt als die öffentlichen Märkte. Institutionelle Anleger haben vor diesem Hintergrund zum Teil ihre Limits für den Anteil überschritten, den Privatmarktinvestments in ihren Portfolios haben dürfen. Dieser sogenannte Denominator-Effekt könnte verstärkte Verkäufe gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt auslösen.

Die Summen, um die es dabei geht, könnten enorm sein. Ein erheblicher Teil des leichten Geldes, das die Zentralbanken während der Pandemie in das Finanzsystem gepumpt haben, fand seinen Weg in nicht börsennotierte Vermögenswerte. Bis September 2021 wuchs ihr globales Volumen auf zehn Billionen Dollar an. Gegenüber 2007 entspricht dies einer Verfünffachung, wie aus Zahlen des Investmentdatenunternehmens Preqin hervorgeht.

"Es gibt eine Art Regimewechsel in der Makrowelt und auf den Märkten, den wir nutzen müssen", erklärte Stephen Klar, Präsident und geschäftsführender Gesellschafter von Wellington Management, am 3. November auf dem "Global Financial Leaders' Investment Summit" in Hongkong. "Wir arbeiten mit unseren Kunden zusammen, um herauszufinden, wie wir die Asset Allocation wieder stärker diversifizieren und ausbalancieren können." (mb/Bloomberg)