Die Realverzinsung österreichischer Sparguthaben hat im Februar am 40-Jährigen Rekordtief gekratzt: Nominalzins minus Inflation ergaben ein Minus von 5,8 Prozent. Das ist der höchste Negativwert seit der ersten Ölpreiskrise. An deren Höhepunkt im April 1974 wurde eine negative Realverzinsung von minus 6,2 Prozent registriert, wie Zahlen der Österreichischen Nationalbank OeNB zeigen.

Und das Ende der Talfahrt scheint noch nicht erreicht. In einer Aussendung kündigen die OeNB-Experten ein weiteres Absinken der aktuellen Werte an: Sie verweisen auf den seit Ende Februar andauernden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Dieser "hat seither zu zusätzlichen Steigerungen bei den Energiepreisen geführt und wird sich voraussichtlich auch auf die Inflationsrate beziehungsweise weiter sinkende Realzinssätze auswirken", heißt es.

Trotz dieser stark negativen Realzinssätze wuchsen die Bankeinlagen privater Haushalte im Jahr 2021 weiter an. Nämlich um 10,9 Milliarden Euro (plus 3,8 Prozent) auf 294,8 Milliarden Euro. Nominell lag der Zinssatz für täglich fälligen Spareinlagen im Februar 2022 bei 0,07 Prozent. 

Rekordzuflüsse in Fonds. Vor allem in nachhaltige.
Gleichzeitig haben die Haushalte aber angesichts dieser nicht vorhandenen Zinsen ihre Kapitalmarktinvestitionen ausgebaut. Investmentfonds waren aufgrund ihrer höheren Renditechance eine gesuchte Veranlagungsalternative. Die historisch hohen Nettomittelzuflüsse lagen laut OeNB-Berechnung im Jahr 2021 bei 15,2 Milliarden Euro. Die Rendite inländischer Investmentfonds lag bei 7,3 Prozent. Das Exposure österreichischer Fonds gegenüber russischen oder ukrainischen Wertpapieren liegt bei 0,7 Milliarden Euro, das sind laut OeNB 0,3 Prozent aller Vermögenswerte.

Mittlerweile veranlagen die Privathaushalte neue Gelder in inländischen Fonds mehrheitlich nachhaltig: 54 Prozent (beziehungsweise drei Milliarden Euro) aller Nettoinvestitionen in österreichischen Fonds flossen in ein Produkt mit dem UZ49-Gütesiegel der Zertifizierungsstelle des Klimaministeriums. Der Nachhaltigkeitsanteil an den gesamten Fonds-Assets ist rasant gestiegen: 16,5 Prozent (9,8 Milliarden Euro) aller von privaten Haushalten gehaltenen inländischen Investmentzertifikate (59,5 Milliarden Euro) sind mit einem UZ49-Gütesiegel zertifiziert, während es im Jahr 2019 lediglich sieben Prozent waren. (eml)