Mehrere hochrangige EZB-Vertreter haben sich zur Zinspolitik geäußert. Dazu zählt Isabel Schnabel. Das deutsche Ratsmitglied ist sich angesichts eines komplexen Umfelds der Zinsentscheidung nicht sicher, was die EZB bei der nächsten geldpolitischen Ratssitzung am 4. Mai beschließen wird. Für die folgenden Treffen sei die Unsicherheit noch größer.

In einem Vortrag beim ZEW-Institut in Mannheim sagte Schnabel laut "Bloomberg" am Mittwoch (19.4.), dass die Turbulenzen im Bankensektor in den USA und bei der Credit Suisse die Situation noch komplexer gemacht hätten. Daher sei es noch wichtiger als sonst, die eingehenden Daten zu berücksichtigen, etwa bezüglich der Kreditvergabe durch die Banken.

Die Verkürzung ihrer Bilanz sei der EZB bislang gut gelungen, so Schnabel. Die Märkte hätten die Umkehr der quantitativen Lockerung verdauen können. Unklar sei jetzt noch der Endpunkt beim Bilanzabbau, also wie groß das Buch der EZB längerfristig bleiben solle. Darüber werde derzeit noch diskutiert, so Schnabel.

De Cos: EZB wird Zinsen weiter erhöhen, wenn...
Nach Ansicht von Ratsmitglied Pablo Hernández de Cos wird die Europäische Zentralbank die Zinssätze weiter anheben müssen, wenn ihre jüngsten makroökonomischen Prognosen nach dem Stress im Finanzsektor weiterhin Bestand haben.

"Wenn sich das Basisszenario der März-Projektionen bestätigt, haben wir noch einen Weg vor uns, um sicherzustellen, dass die Inflation eingedämmt wird", sagte er auf der "Bloomberg"-Konferenz New Economy Gateway Europe bei Dublin.

De Cos, der die spanische Zentralbank leitet, sagte, der Umfang des nächsten Zinsschritts werde von den eingehenden Daten und den Auswirkungen auf die Inflation abhängen. "Wie viele Anhebungen und wie groß diese sein werden, wird von dieser Einschätzung abhängen", sagte er am Mittwoch. Eine Schlüsselfrage ist die Kerninflation – ein Preismaß, das volatile Posten wie Lebensmittel und Energie ausklammert. Dieses Maß ist hartnäckig hoch geblieben. Die Daten für April werden wenige Tage vor der nächsten Zinsentscheidung der EZB erwartet.

Die meisten EZB-Ratsmitglieder halten sich mit Vorhersagen für die Mai-Sitzung bislang bedeckt. Als wahrscheinlich gilt, dass die Entscheidung zwischen einem Zinsschritt um einen Viertelpunkt und einem Halbpunkt getroffen wird. Einige Falken im Rat sind der Ansicht, dass die Bankenkrise bereits eingedämmt und zugleich die Inflation zu hoch ist, sie sehen deshalb eine Anhebung um 50 Basispunkte weiter als möglich an. Zu den Falken zählt beispielsweise der niederländische Zentralbankchef.

Knot: EZB könnte Zinsen weiter anheben
Nach der Zinserhöhung im kommenden Monat muss die Europäische Zentralbank nach Ansicht ihres Ratsmitglieds Klaas Knot im Juni und Juli möglicherweise weiter an der Zinsschraube drehen, berichtet "Bloomberg".

"Es ist zu früh, um über eine Pause zu sprechen", sagte der niederländische Notenbankchef in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der "Irish Times". Knot: "Für eine Pause müsste ich wirklich eine überzeugende Umkehr der zugrunde liegenden Inflationsdynamik sehen."

Knot sagte, der Umfang des nächsten Zinsschritts werde wahrscheinlich von den Inflationsdaten für April bestimmt. Mit den aktuellen Geldmarktwetten auf eine weitere Straffung um 75 Basispunkte fühle er sich "nicht unwohl", so Knot.

"Wir befinden uns jetzt in einem Bereich, den ich als leicht restriktiv bezeichnen würde, was die Leitzinsen angeht, aber die Inflation ist nicht leicht", sagte er. "Die Inflation ist immer noch viel zu hoch. Wir brauchen einen ausreichend restriktiven Kurs. Wo ist ausreichend restriktiv? Ich weiß es nicht, aber eindeutig nicht dort, wo wir heute sind." (Bloomberg/aa)