Die Turbulenzen in der Türkei dürften die aktuellen Probleme in den Schwellenländern nicht weiter verschärfen. "Wir gehen nicht davon aus, dass die Türkeikrise auf andere Schwellenländer übergreift", sagt Christophe Bernard, Leiter der Multi-Asset-Boutique bei Vontobel Asset Management. Denn das Land treibe nur wenig Handel mit anderen großen Schwellenländern. Gleichzeitig habe sich das fundamentale Bild in den Schwellenmärkten verbessert. "In vielen Ländern sind die Leistungsbilanzdefizite zurückgegangen, die Währungsreserven sind gestiegen und das Wirtschaftswachstum hat sich stabilisiert", berichtet Bernard. Die Bewertungen aller Anlageklassen hält er für fair oder sogar günstig.

Wo Licht ist, ist allerdings auch Schatten. So hat etwa der Internationale Währungsfonds (IWF) Bedenken geäußert hinsichtlich der Verschuldung von Unternehmen in energiebezogenen Sektoren und generell in China. "Die größte Gefahr, die wir derzeit sehen, ist die Möglichkeit, dass europäische Banken mit Blick auf die Türkei nervös werden und sich aus anderen Schwellenländern zurückziehen", sagt Bernard. Dieses Szenario liege allerdings noch in weiter Ferne, weil die Banken mit einem nennenswerten Türkei-Engagement über eine gute Kapitalausstattung verfügten. 

Wachstum bleibt schwach
Die Kombination aus hohen Verschuldungsgraden und schlechteren externen Finanzierungsbedingungen erschwert es den Schwellenmärkten, eine Outperformance zu erzielen, sagt der Anlageprofi. Das gilt insbesondere, wenn das Binnenwachstum schwach ist, wie es derzeit in einigen Schwellenländern der Fall zu sein scheint. Die Einkaufsmanagerindizes zeigten im Juli noch keine nahende Wachstumsbeschleunigung. "Damit bestimmen weiterhin vor allem externe Faktoren über die künftige Wertentwicklung der Emerging Markets", sagt Bernard. (fp)