Der 3. November ist in diesem Jahr nicht nur ein wichtiger Tag für die US-amerikanischen Bürger. Ob am Ende der Präsidentschaftswahl Donald Trump oder Joe Biden die Vereinigten Staaten regiert, dürfte sich auch auf die globalen Märkte auswirken. Sandrine Perret, Volkswirtin beim Vermögensverwalter Vontobel Wealth Management, rät Anlegern, sich auf die drei extremsten Szenarien zu konzentrieren, mit denen die Wahl enden könnte. "Sollte Joe Biden das Oval Office gewinnen und die Demokraten sich beide Kongresskammern sichern, würden die Aktienmärkte zumindest kurzfristig eine sehr negative Reaktion zeigen", sagt Perret. Ein solcher "Democratic Sweep" würde Biden die Macht geben, die Unternehmenssteuern und die Regulierung zu erhöhen, was sich negativ auf große Technologieunternehmen sowie das Finanz- und Gesundheitswesen auswirken würde.

"Wenn Biden gewinnt, aber vor einem gespaltenen Kongress steht, wird der größte Teil seiner Agenda nicht mehr umsetzbar sein. In einem solchen Fall dürfte die Marktstimmung eher neutral bis leicht positiv ausfallen", prognostiziert Perret. Am meisten profitieren würden Aktienanleger ihrer Ansicht nach vom dritten Szenario: einem erneuten Sieg Trumps. "Risikobehaftete Vermögenswerte würden angesichts der zu erwartenden Fortsetzung des derzeitigen Steuersystems und der niedrigen Regulierung eine Erleichterungsrallye erleben", sagt Perret. Technologiekonzerne, Gesundheitsfirmen und Kommunikationsdienstleister könnten die Gewinner sein. "Allerdings würden Trumps aggressive Rhetorik zur Außenpolitik und seine negative Haltung zum Außenhandel während seiner zweiten Amtszeit ein Schlüsselrisiko für die Märkte bleiben", räumt Perret ein. 

Hohe Volatilität bis zur Wahl
Bis sich entscheidet, wer die nächsten vier Jahre die größte Wirtschaftsmacht der Welt regiert, dauert es noch über einen Monat – vielleicht mehr, sollten die Pandemie und das Briefwahlverfahren das Ergebnis verzögern. "Bis zum Wahlergebnis müssen wir mit hoher Volatilität am Markt rechnen", sagt Perret. Je höher die Unsicherheit rund um das Wahlergebnis, desto stärker fielen auch die Marktreaktion auf den Wahlsieger und die damit verbundenen politischen Änderungen aus. (fp)