Die steigenden Energiepreise beflügeln nicht nur die Inflation, sondern schwächen auch die Konjunktur. "Wir sehen hier ein klassisches Szenario für eine Stagflation – wenn auch die Dynamik noch nicht so groß ist", sagt Benjamin Bente. Der Geschäftsführer beim Vermögensverwalter Vates Invest GmbH warnt: "Trotzdem ist deutlich erhöhte Vorsicht an den Märkten geboten." Der exponentielle Ölpreisanstieg birgt darüber hinaus Rezessionsgefahren. "Der aktuelle Preisanstieg trifft dabei auf eine ohnehin bereits deutlich höhere Inflation – was Öl ins Feuer gießt", sagt Bente.

Sollte sich die Inflation nicht abschwächen, stehen die Notenbanken bald unter Handlungsdruck. "Spätestens, wenn zweistellige Inflationsraten drohen, besteht die Gefahr, dass die Notenbanken und da allen voran die Fed in Panik geraten und noch schneller noch restriktiver werden, als viele Marktteilnehmer dies derzeit erwarten", sagt Bente. Eine klassische stagflationäre Kausalkette, die zu Vorsicht an den Aktienmärkten führt. "Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund, dass die US-Märkte gerade mal zehn Prozent unter Top notieren, was natürlich in einem stagflationären Umfeld noch recht überschaubar ist und deshalb Potenzial nach unten birgt." 

Dynamiken der 1970er noch nicht erreicht
Bente sieht in den aktuellen Entwicklungen Ähnlichkeiten zu den Szenarien der 1970er Jahre. Auch damals hatte sich das Wachstum durch steigende Rohstoffpreise abgeschwächt, zwei Rezessionen waren die Folge. Diesmal ist die Dynamik allerdings weniger stark und auch das Zinserhöhungspotential von damals ist noch nicht erreicht. "Aber nichtsdestotrotz hat der Ölpreisanstieg eine derartige Dynamik entfaltet, dass es definitiv unangenehm werden könnte", sagt Bente. (fp)