Die USA fahren ein Haushaltsdefizit von mehr als sechs Prozent der Wirtschaftsleistung, allein im vergangenen Jahr stieg die Verschuldung um rund zwei Billionen US-Dollar an. Viele Experten warnen vor dem drohenden Schuldenkollaps. Kein Grund zur Sorge, sagt dagegen Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments. 

Nachfrage nach Treasuries bleibt ungebrochen
So sei die Nachfrage nach US-Staatsanleihen weiter hoch. Bei den ersten vier Auktionen im Jahr 2024 habe die Nachfrage das Angebot im Durchschnitt um das Zwei- bis Dreifache übertroffen. "Dieser Wert liegt höher als jemals zuvor in den letzten 25 Jahren", so Grüner.

Einige Experten argumentieren zudem, dass die USA zur Finanzierung ihrer Schulden von ausländischen Regierungen und Investoren abhängig seien, so Grüner. Wenn ausländische Regierungen ihre Devisenreserven aus dem Dollar heraus diversifizierten, könnte das deren Argumentation nach gravierende Folgen für den US-Staatsanleihenmarkt haben. Gerade seit den Sanktionen gegen russische Auslandsguthaben durch die USA streben viele autokratische Staaten danach, ihre Reserven durch Währungsdiversifikation vor potenziellen zukünftigen Sanktionen zu schützen. Die Realität sieht laut Grüner aber anders aus: Ausländische Bestände an US-Staatsanleihen seien in den vergangenen zwei Jahren sogar angestiegen und befänden sich mit einem Wert von knapp acht Billionen Dollar aktuell auf einem Allzeithoch.

Auch die Abhängigkeit von China gestaltet sich nach Einschätzung von Grüner differenzierter als häufig dargestellt. Denn: "Größter Gläubiger der USA ist Japan mit US-Staatsanleihen in Höhe von 1,17 Billionen Dollar – China hingegen sitzt auf Beständen von 775 Milliarden Dollar, was 2,83 Prozent der gesamten US-Nettoverschuldung entspricht." Der Markt überschätze die Abhängigkeit von China bei Weitem, so Grüner. Ausländische Investoren besäßen heute insgesamt einen geringeren Anteil an den US-Schulden als in den vergangenen Jahren. Doch die Gesamtnachfrage nach US-Schulden habe sich hierdurch nicht verschlechtert, meint Grüner.

USA weiter wichtigster Emittent von Staatsanleihen 
Grüner sagt: "Die Befürchtung, dass die Anleger den Appetit auf US-Schuldtitel verlieren, ist unserer Meinung nach falsch. Wenn man sich die Alternativen ansieht, sind die Gründe leicht zu verstehen." Der Bedarf werde weiter hochbleiben, sowohl von Pensionsfonds, Regierungen, Banken oder Privatanlegern. "Der weltweite Anleihepool ist groß, aber zersplittert, und kein anderer Emittent kommt an die Qualität des US-Schatzpapiermarktes heran", so Grüner. (jh)