Die KI-Euphorie hat in den vergangenen Monaten undifferenziert nahezu alle Aktien in die Höhe getrieben, die in irgendeiner Form mit KI in Verbindung stehen. Neben Hardware-Unternehmen insbesondere im Bereich der Halbleiter auch Software-Entwickler und sonstige Nutznießer der Automatisierung und verbesserten Prozesseffizienz. In jüngster Zeit habe die Euphorie jedoch etwas nachgelassen, meint Christoph Mertens, Mitglied im Managementgremium der Vermögensverwaltung der Fürst Fugger Privatbank: "Angesichts der teils abenteuerlich angestiegenen Bewertungen einzelner KI-Unternehmen sind die Anleger etwas skeptischer geworden, wie die Entwicklung weitergeht."

Es sei daher auch kein Wunder, dass die laufende Berichtssaison bei einigen Technologietiteln für höhere Volatilität sorge. "Die Kursentwicklung der letzten Monate hat Fallhöhe aufgebaut", erläutert Mertens. "Es gibt durchaus auch positive Berichte, aber grundsätzlich sind die Kursausschläge nach Berichten der Unternehmen oder der Branche größer geworden."

Bei KI trennt sich Spreu vom Weizen
In der Euphorie der zurückliegenden Quartale hätten Analysten und andere Marktakteure die Erwartungen an die im Bereich KI arbeitenden Technologieunternehmen immer weiter hochgeschraubt, sagt der Aktienprofi. Hier trenne sich gerade die Spreu vom Weizen. "Einige Big-Tech-Titel können die hohen Hürden nehmen", so Mertens. Andere würden die hohen Erwartungen nicht erfüllen können und Schwierigkeiten bekommen. Für Anleger sei die Frage, ob das aktuelle Quartal eine grundsätzliche Aussage darüber zulasse, wie es mit KI als Investment weitergehe.

"Die Dynamik wird sicherlich abnehmen", meint der Börsenexperte. "Das Potenzial des Themas KI und vieler Unternehmen ist aber nach wie vor vorhanden. Wir erwarten eine weiterhin gute Entwicklung – vielleicht mit etwas weniger Übertreibungen als zuletzt." Die sprichwörtliche Flut werde also nicht mehr alle Boote heben, aber die vielversprechenden Unternehmen würden sich weiter herauskristallisieren. Anleger sollten zwischenzeitliche Kursschwächen aussichtsreicher Titel für Zukäufe nutzen. (jh)