"Der Stagflation, der üblen Kombination aus hoher Inflation und niedrigem Wirtschaftswachstum, haben die Staaten kaum noch etwas entgegenzusetzen", sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer von Quant Capital Management. Dieser Umstand und die Befürchtung, dass die Inflationsraten sogar weiter klettern könnten, erhöhen zurzeit die Risiken für Portfolioentscheidungen und sorgen bei Anlegern für unruhige Zeiten. Anders als manche Marktbeobachter geht Mlinaric nicht von einem Basiseffekt aus. Er glaubt, dass sich die volle Dimension der Inflation erst in einigen Monaten offenbart, wenn sich die weiter steigenden Energie-, Import-, und Erzeugerpreise in den Verbraucherkosten niederschlägt.

Ein weiteres Signal dafür ist aus Sicht des Finanzprofis die in Gang gesetzte Lohn-Preis-Spirale, auf die erste Tarifabschlüsse hindeuteten. "Diese wird die hohen Inflationsraten bis weit in das kommende Jahr tragen – womöglich noch länger", schätzt Mlinaric. Das Hauptproblem sieht er vor allem aber darin, dass sich zur Stärke der Inflation eine Schwäche der Konjunktur gesellt. Das ließ sich ihm zufolge zuletzt an geringen Neuzulassungen der deutschen Automobilbranche und einer schwachen Auftragslage im verarbeitenden Gewerbe ablesen.  

Politik kann das Steuer nicht herumreißen
Mlinaric fürchtet, dass das Risiko einer Stagflation in Deutschland, aber auch im gesamten Euroraum, konkrete Formen annimmt. Die unheilige Allianz aus Inflation und schwächelnder Wirtschaft ist in seinen Augen dabei kaum zu bekämpfen: "Die Politik hat immer weniger Mittel, das Wachstum wieder in Gang zu bringen", so Mlinaric. "Wo die Haushalte angespannt sind, die Geldpolitik kaum noch Wirkung entfaltet und Strukturreformen zu lange dauern würden, ist davon auszugehen, dass in diesem Falle die Spirale der Staatsverschuldung noch einmal an Fahrt aufnehmen dürfte." (fp)