Trotz anhaltender Coronakrise herrscht an den Börsen unverändert Partystimmung. Diese Euphorie ist gefährlich, warnt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer von Quant Capital Management. Vor allem die hohen Bewertungen von Unternehmen wie Tesla bereiten ihm Sorgen. Der Anlageprofi prophezeit Investoren ein böses Erwachen: "Dieses Mal haben wir es nicht mit einer einfachen Blase zu tun, die platzen kann. Dieses Mal sehen wir ein Bündel aus aufgeblasenen Luftballons – und davon platzen immer mehr."

Viele Wachstumsunternehmen, deren Aktienkurse zuletzt besonders stark gestiegen sind, verzeichnen eher schwache oder überhaupt keine Gewinne. Langfristig werden sich die Aktienpreise an die Ertragslage anpassen, um die Bewertungen wieder ins Lot zu bringen, sagt Mlinaric – im Klartext heißt das: Die Kurse werden fallen. Bei dem E-Mobility-Champion Tesla und dem Wasserstoffspezialisten Nikola sei eine solche Entwicklung bereits zu beobachten gewesen, sagt der Vermögensmanager. Die Erholung ist seiner Ansicht nach kein Grund zum Aufatmen. "Der nächste Crash kommt auf leisen Sohlen", warnt er.

US-Wahl könnte Talfahrt beschleunigen
In einzelnen Marktsegmenten – etwa der Tourismusbranche – und bei bestimmten Unternehmen ist schon jetzt die Luft raus, urteilt der Quant-Capital-Chef. Noch wird diese Entwicklung dem Gesamtmarkt nicht gefährlich, denn es gibt immer noch ausreichend Luftballons, die ihn tragen. "Aber irgendwann kippt das Verhältnis, der Auftrieb wird zu gering und der gesamte Markt driftet nach unten weg", sagt Mlinaric. 

Dieser Effekt könnte sich beschleunigen, wenn Anleger rund um die US-Wahl im November nervös werden: "In einem angespannten Umfeld mit nur noch wenigen tragfähigen Ballons könnte das der Moment sein, in dem der gesamte Markt das Vertrauen verliert", sagt der Vermögensverwalter. Dann geht es voraussichtlich ungebremst abwärts. (fp)