Gold gilt als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten und steht daher bei vielen Investoren hoch im Kurs. Doch als Anlageinstrument ist das Edelmetall eigentlich völlig ungeeignet, sagt Bernd Engesser, Portfoliomanager bei GSAM Spee Asset Management. "Gold ermöglicht keine Wertschöpfung und hat keinen echten inneren Wert", sagt Engesser. "Es gibt nur ganz wenige Nutzungsmöglichkeiten, für die Gold unverzichtbar ist." Nur etwa zehn Prozent der Goldförderung werde tatsächlich produktiv genutzt, zum Beispiel in der Industrie. 

Gold habe keinen substanziellen inneren Wert: "Etwas, was weitgehend nicht sinnvoll genutzt werden kann und in großer Menge vorhanden ist, ist eben fast wertlos." Man könnte hilfsweise für einen Preisansatz die Produktionskosten nehmen. Diese liegen derzeit bei 700 bis 900 US-Dollar, also deutlich unter dem aktuellen Goldhandelspreis. "Dazu kommt, dass das industriell genutzte und damit wirtschaftlich eingesetzte Gold inzwischen zu großen Teilen durch Recycling gewonnen werden kann – also zu deutlich niedrigeren Preisen", sagt der Anlageexperte.

Wer mit Gold Gewinn erzielen will, müsse das Edelmetall zu einem höheren Preis verkaufen, als er es selbst gekauft hat. Zuzüglich Handelskosten, Lagerkosten und Kaufkraftverlustausgleich. "Bis sich das rentiert, kann es sehr lange dauern", sagt Engesser. 

Kein Schutz vor Inflation
Hinzu kommt: Gewinne realisieren sich nur bei einem Verkauf. Deshalb ist Gold hochgradig spekulativ und der Preis volatil, warnt Engesser. Auch als Inflationsschutz tauge das Edelmetall wenig. "Bei der stetigen Förderung von derzeit etwa zwei Prozent der Goldmenge jährlich steigt auch die Goldmenge – die klassische Definition von Inflation", sagt Engesser. Die Stärke des Euro ermöglicht es Euro-Anlegern, besonders günstig Gold zu kaufen. Zur Spekulation auf den Goldpreis komme also noch die Spekulation auf den US-Dollar. "Eine doppelte Spekulation bedeutet aber zweifellos keine höhere Sicherheit", sagt Engesser. Auf den US-Dollar könnten Anleger auch risikoärmer setzen. (fp)