Notenbanken, Politiker und Wirtschaftsforscher blasen derzeit ins selbe Horn: Der zu beobachtende Anstieg der Verbraucherpreise sei nur vorübergehend, sagen sie. Ivan Mlinaric, Geschäftsführer von Quant Capital Management, mag sich dieser Einschätzung nicht anschließen. Zwar könne es gut sein, dass sich die Geschwindigkeit der Preissteigerung wieder verlangsame, sagt er. "Die Inflationsrate sinkt dann. Nicht aber die Preise." Dafür bedürfte es nämlich einer deutlichen Deflation.

Sogar wenn die Inflationsrate in den kommenden Jahren auf null fallen würde – was unwahrscheinlich ist – bleibt der Kaufkraftverlust der Haushalte ein dauerhafter Effekt, sagt Mlinaric. "Würde die Inflation durch stark steigende Löhne und Gehälter getrieben, sähe die Welt anders aus. Sieht man einmal von Aktionen politisch motivierter Spartengewerkschaften ab, sprechen die aktuellen Tarifeinigungen allerdings nicht dafür." Die Reallöhne lagen im ersten Quartal 2021 um zwei Prozent niedriger als im Vorjahresquartal.

Kein Ausrutscher
Mlinarics Fazit: "Selbst wenn die Inflation, wie prognostiziert, wieder sinken sollte, wird der Kaufkraftverlust in der Bevölkerung sehr deutlich ausfallen." Risikomanager sollten diese Entwicklung im Blick behalten, mahnt er. Es sei wichtig, Einmaleffekte wie die temporäre Absenkung der Mehrwertsteuer von dauerhaften Einflussfaktoren zu trennen. "Ein erhöhtes Preisniveau wirkt nun einmal dauerhaft, selbst wenn Notenbanken, Staaten und Wissenschaft es als einmaligen Ausrutscher bezeichnen." (fp)