Aktuell sprechen mehr Gründe für Aktien als für Anlageimmobilien zur Altersvorsorge, sagt Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG in Traunstein. "Die Unsicherheit beim künftigen Wert und dem Ertrag einer Anlageimmobilie ist hoch", so Urban. Für einen Korb von fair bewerteten Märkten dagegen könnten Anleger auf lange Sicht die Durchschnittsrendite des Aktienmarktes erwarten. Diese liegt bei etwa bei sieben bis acht Prozent pro Jahr. "Das würde auf Sicht von zehn Jahren eine Verdoppelung des aktuell investierten Kapitals bedeuten", sagt der Vermögensverwalter. 

Wer seit zehn Jahren eine Anlageimmobilie zur Vermietung besitze, sollte sich dagegen jetzt überlegen, zu verkaufen. Ab einer Haltedauer der Immobilie von mindestens zehn Jahren sei der Wertzuwachs steuerfrei. Wer den Erlös langfristig wieder inflationsgeschützt anlegen wolle, komme an Aktien nicht vorbei, sagt Urban: " Europäische Spitzenunternehmen sind fair bewertet, das gilt für die meisten Firmen der ersten, aber auch für die zweite Reihe." 

Preisrisiken überwiegen bei Immobilien
Laut Urban hat der Nobelpreisträger Robert Shiller in wissenschaftlichen Studien bewiesen, dass alle Vermögensgegenstände zum langfristigen Bewertungsdurchschnitt zurückkommen. "Auf lange Sicht wird die Wohnimmobilie bezogen auf den aktuellen Preis eine unterdurchschnittliche Rendite erzielen, denn in den kommenden zehn Jahren werden gerade die für die Immobilienfinanzierung wichtigen Langfristzinsen steigen", warnt Urban. Der Preis der Anlageimmobilie könne somit in Kombination mit politischen und demografischen Veränderungen nicht mehr weiter steigen und eventuell selbst bei permanenter Vollvermietung sogar fallen.

Würden Immobilienbesitzer wie Aktionäre denken, würde man also den gleichen Multiplikator für den Dax ansetzen, wie es für den deutschen Wohnimmobilienmarkt gilt, dann stünde der deutsche Leitindex schon heute bei 20.000 und nicht bei knapp 12.000 Punkten, rechnet Urban vor. "Eine Verdoppelung der Aktienpreise deutscher und europäischen Unternehmen ist bei Reinvestition der Dividenden und Erträge bis 2025 mehr als realistisch", so Urban. Und das gelte auch bei steigenden Zinsen, denn "die aktuelle Bewertung berücksichtigt im Gegensatz zum Immobilienmarkt nicht die niedrigen Zinsen." (fp/ps)