Der Bitcoin-Kurs steigt und steigt. Nach der überstandenen Krise durch die Abspaltung von Bitcoin Cash überschritt die Digitalwährung am vergangenen Wochenende zum ersten Mal die noch vor Kurzem unerreichbar scheinende Marke von 4.000 US-Dollar. Derzeit steht sie bei mehr als 4.200 Dollar und damit auf einem neuen Allzeithoch. Erste Kommentatoren reichen bereits utopisch anmutende Kursziele von 100.000 US-Dollar herum.

Der Grund für die weltweit wachsende Popularität von Bitcoin und anderen Kunstwährungen ist schnell gefunden. "Sie unterliegen keiner zentralen Autorität und basieren somit nicht auf dem Vertrauen in das bestehende Währungssystem, sondern auf der Legitimation durch Kryptographie", sagt Andreas Schyra, Vorstandsmitglied der Private Vermögensverwaltung AG aus Essen.

Die Hausse nährt die Hausse...
Ihre zunehmende Beliebtheit ruft immer neuen Interessenten auf den Plan. "Die beachtlichen Wertsteigerungen machen genau den Reiz aus, in diese Währungen zu investieren. Denn oftmals ist es nicht der Glaube an ein neues Währungssystem oder eine unregulierte Handelbarkeit, sondern allein die Gier nach Gewinnen, welche Spekulanten antreibt, bestimmte Kryptowährungen zu kaufen", ist Schyra überzeugt.

Der kurioseste Kurstreiber: Weil sich die Schöpfer neuer Kryptowährungen, die derzeit scharenweise das Licht des Marktes erblicken, bei der Ausgabe neuer Geldeinheiten ebenfalls bevorzugt in Bitcoins bezahlen lassen, steigt die Nachfrage nach der etablierten Digital-Devise nochmals an.

...und weckt das Interesse der Aufpasser
Die massiven Kurssteigerungen rufen mittlerweile die US-Börsenaufsicht SEC und die Europäische Zentralbank (EZB) auf den Plan. Die SEC will künftig selbst erzeugte Kryptowährungen, sogenannte Token, als reguläre Wertpapiere einstufen und damit auch den für Wertpapiere geltenden Regeln unterstellen. "Eine wichtige Folge wäre die Besteuerung der aus der Investition generierten Erträge", sagt Schyra. 

Einige Privatpersonen seien über von ihnen initiierte Crowdfunding-Kampagnen im Rahmen sogenannter Initial Coin Offerings (ICOs) binnen Kurzem sehr reich geworden. Laut dem Analysehaus Coin Schedule haben Firmen allein in diesem Jahr 1,25 Milliarden Dollar über ICOs eingesammelt – mehr als jemals zuvor, bestätigen Analysten von Goldman Sachs. Das Blockchain-Start-up Tezos zum Beispiel führt mit 232 Millionen Dollar Kapital die Liste an. Und das Start-up Gnosis bekam zwölf Millionen Dollar in weniger als einer Viertelstunde zusammen. "Solche Summen wecken – nachvollziehbarerweise – Begehrlichkeiten und ziehen ungebetene Gäste an", erklärt Schyra. 

Tschüss, Wilder Westen
Initial Coin Offerings, bei denen Token ausgegeben werden, die einen Anteil am Unternehmen darstellen, werden künftig komplizierter. Der Schritt der SEC ist für die Anbieter mit Kosten verbunden, denn ein Registrierungsprozess bindet Zeit und Kapital.

Auch die EZB will Kryptowährungen regulieren – und hat dafür noch einen weiteren Grund. "Kryptowährungen sind aufgrund ihrer Beschaffenheit des anonymen Handels eine Möglichkeit, Geldwäsche in großem Stil zu betreiben", sagt Schyra. "Die Zeiten, in denen es bei Kryptowährungen und ICOs zuging wie im Wilden Westen, sind vorbei", urteil Schyra. "Es wird sich zeigen müssen, ob die Regulierung dem Markt der Digitalwährungen eher nutzt oder schadet." (fp/ps)