Experten sehen derzeit trotz diverser möglicher Auslöser kein allzu großes Risiko für einen Börsencrash: "Zugegebenermaßen befinden wir uns in einem bisher ungewöhnlich lange andauernden Bullenmarkt", sagt Thomas Heidel, Leitung Research bei der Vermögensverwaltung Fidal AG. Der Geldprofi beobachtet rückblickend bei vielen Baisse-Perioden drei identische Begleitfaktoren: eine wirtschaftliche Rezessionsphase, einen sehr starken Ölpreisanstieg und eine aggressive Geldpolitik der Notenbanken. "Dieses Umfeld ist im Moment nicht gegeben", sagt Heidel.

Die Zinspolitik sieht der Vermögensverwalter derzeit als größtes Risiko für einen plötzlichen Kurssturz an den Märkten: "Als wichtigste Gefahr für eine Umkehr des Aufwärtstrends bei Aktien könnte eine zu schnelle oder zu heftige Zinswende sein", sagt Heidel. Schließlich sei die extrem expansive Geldpolitik der Notenbanken der Motor der Trendwende an den Aktienmärkten nach der Finanzkrise gewesen. Dennoch hält Heidel die Gefahr für überschaubar: "Janet Yellen und Mario Draghi sind sich des Risikos voll bewusst."

Märkte haben sich an Trumps Chaos gewöhnt
Zu den weiteren potenziellen Risiken zählen Beobachter derzeit die schwelende Nordkorea-Krise und der Unsicherheitsfaktor Trump. Allerdings hält Heidel die Auswirkungen auf die Börse für überschaubar, weil Nordkorea bei einem Konflikt vor allem sich selbst schaden würde und die Märkte sich an Trumps Chaos bereits gewöhnt hätten.

Auch die hohe Bewertung von Aktien hält Heidel für nicht problematisch, solange die Unternehmensgewinne sich gut entwickeln. Zudem seien die Kurse historisch noch nicht am oberen Limit, und den Anlegern fehlten derzeit schlicht die Alternativen: "Die Bewertung der Aktienkurse liegt zwar sehr hoch, sie hat aber bei Weitem nicht die Dimensionen des Internet-Hypes von 2000 erreicht. Relativ gesehen befinden sich auch andere Asset-Klassen, allen voran die Anleihen, auf einem sehr hohen Bewertungsniveau", sagt Heidel. 

Und selbst wenn ein Crash oder eine größere Korrektur käme, findet Heidel mit Blick auf die historische Entwicklung des S&P 500 seit 1950 tröstende Worte: "Langfristig hat ein nachfolgender Bullenmarkt die erlittenen Kurskorrekturen nach wenigen Monaten oder einigen Jahren wieder ausgeglichen." (fp)