Die starken Kursanstiege beim Chiphersteller Nvidia hält Börsenaltmeister Peter E. Huber für überzogen und die Aktie aus Anlegersicht für riskant. Der Fondsmanager warnt im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" vor einer sich abzeichnenden spekulativen Blase bei KI-Aktien.

So gebe es kaum mehr ein Depot oder einen Fonds, in dem Nvidia keine dominante Rolle spielt, sagt Huber. Allerdings seien die Konkurrenten bei den Hochleistungschips schon auf der Verfolgungsjagd. Er hält es für völlig unrealistisch, zu glauben, dass Firmen wie Nvidia ihre derzeitige dominante Marktstellung auf Jahre sichern könnten. Huber vergleicht das mit der Anfangsphase des Internets, als Yahoo- oder AOL-Aktien in Mode waren. "Über die spricht heute niemand mehr", so der Börsenexperte. Er selbst hat nach eigenen Angaben keinen einzigen KI-Titel im Portfolio.

Dax ist gleich in zweifacher Hinsicht verfälscht
Den deutschen Leitindex Dax hält Huber in doppelter Hinsicht für einen unpassenden Maßstab: Zum einen spiegele der Dax nicht die reale Situation in Deutschland, da viele der Dax-Firmen den Großteil ihres Geschäfts im Ausland machen. Viel wichtiger ist seiner Meinung nach aber, dass der Dax auch alle Dividendenzahlungen miteinbezieht. Huber: "Das wäre ungefähr so, als würden Sie bei einer Immobilie nicht nur den aktuellen Marktwert betrachten, sondern auch alle jemals gezahlten Mieten draufschlagen. Das kann kein sinnvoller Wert sein." Ohne Dividenden hätte sich beim Dax in den vergangenen 25 Jahren kaum etwas getan. Das zeige etwa der sogenannte Kurs-Dax, so Huber. 

Trotz ihres schlechten Rufs setzt Huber mit seinem antizyklischen Ansatz derzeit unter anderem auf Bankaktien und Öltitel. Für den deutschen Aktienindex sieht er kurzfristig Risiken, macht langfristig aber erhebliches Potenzial aus. "Wir haben so viele gute Investitionsansätze und tolle Forscher", sagt Huber. In Deutschland tue man sich aber schwer, Ideen in marktfähige Unternehmen und Produkte umzusetzen. "Die Chance haben immer andere genutzt, das müssen wir jetzt hinkriegen." (jh)