Gold gilt als krisenbeständiges Edelmetall, an dem sich die Inflation traditionell ihre Zähne ausbeißt. Das sollten sich Anleger nach Ansicht von Joe Foster, Goldstratege beim Vermögensverwalter Van Eck, gerade jetzt ins Gedächtnis rufen. "Heute besteht zum ersten Mal seit 30 Jahren das reale Risiko von Inflation", warnt Foster in einem aktuellen Marktkommentar. Denn der Inflationsindikator der US-Notenbank Fed stieg im April um 3,1 Prozent an und damit so schnell wie seit 1992 nicht mehr.

Marktbeobachter gehen derzeit von einer vorübergehenden Inflation in Höhe von 2,5 bis drei Prozent aus. Das würde einer normalen Entwicklung nach einer Rezession entsprechen, da sich die Wirtschaft erholt und auf ihr Vorkrisenniveau zurückkehrt. Laut Foster mehren sich jedoch die Anzeichen dafür, dass wir von einer dauerhaft höheren Inflation ausgehen müssen. Zwar versucht die US-Notenbank zu beschwichtigen: Sie verfüge über die erforderlichen Instrumente, um gegen eine unerwünschte Inflation vorzugehen. Allerdings zweifelt Foster an, ob sie diese auch einsetzen wird.

Der Geist der Siebziger
Anzeichen für eine anhaltende Teuerung gibt es aus Fosters Sicht einige. Einerseits wächst die Geldmenge M2, bestehend aus Bargeld- und Giroeinlagen sowie Spareinlagen, Geldmarktpapieren, aktiv gemanagten Fonds und anderen Termineinlagen, rasant an. Dazu gesellen sich ein schwacher US-Dollar und ein eklatanter Mangel an Wohnraum sowie qualifizierten Arbeitskräften.

Dieses Umfeld ähnelt dem inflationären Regime der 1970er Jahre, sagt Foster. Als die Fed damals mit höheren Zinsen reagierte, leistete sie Vorschub für eine schwere Rezession, so der Goldexperte. In jedem Fall sollten sich Anleger seiner Ansicht nach in weiser Voraussicht bereits absichern: "Obwohl wir erst im Jahr 2022 wissen werden, ob der jüngste Anstieg eine vorübergehende Nebenwirkung der Pandemie ist, sollte jetzt über mögliche Änderungen im Ausgabeverhalten und bei Investitionen nachgedacht werden." (fp)