Verkehrte Welt: Europäische Finanzmärkte agieren liberaler als ihre US-amerikanischen Widerparts. Zumindest ist das beim Thema Bitcoin so, wie sich im Laufe dieser Woche gezeigt hat: Denn bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC (Security Exchange Commission) haben zwei Anbieter von Bitcoin-Produkten ihre Anträge auf Zulassung zum regulären Handel vorzeitig zurückgezogen – wohl, um einer Ablehnung zuvorzukommen.

Beim ersten betroffenen Derivat handelt es sich um Grayscale Investments "Bitcoin Investment Trust" (BIT), beim zweiten um eine Finanz-Konstruktion von Van Eck Associates. Letztere haben ihren Antrag zurückgezogen, nachdem die SEC dem Finanzhaus knallhart mitgeteilt hatte, man würde sich die Dokumente nicht einmal ansehen. Voraussetzung für eine eingehendere wäre gewesen, dass Bitcoin als Futures gehandelt werden können – was derzeit nicht der Fall ist.

Das bedeutet nicht, dass Grayscales BIT nicht gehandelt werden kann. Die Orderplatzierung erfolgt aber ausschließlich "Over The Counter", also außerbörslich und somit deutlich weniger reguliert als im ordentlichen Handel, in dem herkömmliche Wertpapiere wie etwa Aktien ge- und verkauft werden.

Regulärer Bitcoin-Handel in Schweden
Europa ist schon einen Schritt weiter. In Schweden hat das Unternehmen XBT Provider das an der Nasdaq Stockholm notierende ETN (Exchange Traded Note) "Bitcoin Tracker One" auf den Markt gebracht. Das ETF-ähnliche Produkt kann im normalen Handel ge- und verkauft werden. Das geht jedoch nicht nur in Schweden, sondern auch in Frankfurt, München und Mailand. Der Haken: Abrechnungswährung sind schwedische Kronen, der Käufer trägt also nicht nur das an sich schon hohe Bitcoin-Risiko, sondern auch noch die Wechselkursunsicherheiten zwischen Euro und Krone. Euro-Ableger des ETN existieren zwar ebenfalls, diese werden aber nur OTC gehandelt.

Außerbörslich bleibt bei der Kursgestaltung und den Handelsbedingungen mehr Spielraum, was manche Produkte für Marktteilnehmer nur schwer durchschaubar macht. Grayscales BIT notierte beispielsweise laut Bloomberg-Angaben zuletzt bei 715 US-Dollar. Gegenüber dem inneren Wert der abgebildeten Bitcoin ist das Derivat somit um 100 Prozent überbewertet. (hw)