Das Geschäft mit ETFs boomt – aber die passiven Anlageinstrumente haben Kritikern zufolge auch erhebliche Schattenseiten. Das belegt nun auch eine wissenschaftliche Studie, meldet die "Neue Zürcher Zeitung": Demnach erhöht die zunehmende Verwendung börsengehandelter Indexfonds als Anlageinstrumente auch aufseiten von Privatanlegern die "nichtfundamentale Volatilität" von Wertpapieren. Anders ausgedrückt: Geraten die Kurse auch nur leicht ins Rutschen, könnte das Heer an ETF-Investoren respektive das in diversen Indizes angesammalte Passivvermögen wegen Nachahmereffekten hochriskante Liquiditätsschocks an den Märkten auslösen. 

Das zumindest ist im Kern das Ergebnis der Studie "Do ETF increase Volatility?", verfasst von den Wirtschafts- und Finanzprofessoren Francesco Franzoni (Università della Svizzera Italiana), Itzhak Ben-David (Ohio State University) und Rabih Moussawi (Villanova University). Die erhöhten Kursschwankungen ließen sich nicht durch einen geschickten Umgang mit den Passivpapieren mindern, was zu einem systemischen Risiko führe, stellten die Professoren fest. Ihr drinender Rat: Sowohl Anleger als auch Regulatoren sollten dem systemischen Risiko besondere Aufmerksamkeit schenken, um eine toxische Wirkung der ETF zu verhindern.

"Finanzielle Massenvernichtungswaffen"
Mit ihrer Kritik sind die drei Professoren nicht allein. Auch Anlageexperten warnen vor ETFs: Sie seien "finanzielle Massenvernichtungswaffen", sagt zum Beispiel Wolfgang Köbler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg. Befürworter argumentieren dagegen, dass Indextracker die Märkte sogar stabilisierten. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) etwa kam jüngst zu dem Schluss, dass ETF eine beruhigende Wirkung auf die Märkte haben können. Welches Lager Recht hat, dürfte sich beim nächsten Crash zeigen. (fp)