Angesichts enttäuschender Jobdaten und jüngster Fortschritte bei der Inflationseindämmung macht sich US-Notenbanker Austan Goolsbee inzwischen verstärkt Sorgen um den Arbeitsmarkt. Im Interview mit "Bloomberg News" sagte der Präsident der Chicago Fed, das derzeitige Zinsumfeld sei "sehr restriktiv". Angebracht wäre ein solches eigentlich nur im Fall einer überhitzten Konjunktur.

Der jüngste Anstieg der Arbeitslosenquote könnte zwar darauf zurückzuführen sein, dass mehr Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten, so Goolsbee. Er könnte aber auch "ein Indikator dafür sein, dass wir uns nicht auf einem stabilen Niveau einpendeln, sondern uns auf etwas zubewegen, das kurzfristig schlechter ist." Wenn dies der Fall sei, müssten die Notenbanker ihr Augenmerk deutlich stärker auf die Beschäftigung richten. Auf die Frage, ob Inflations- oder Arbeitsmarktrisiken schwerer wögen, sagte Goolsbee: "Ich habe das Gefühl, dass ich mir letztlich mehr Sorgen um die Beschäftigungsseite mache."

Lockerung der Geldpolitik erwartet
Die Kerninflation in den USA ist den vierten Monat in Folge gesunken. Die Arbeitsmarktdaten für Juli hatten indessen Bedenken bestärkt, dass es die Notenbank versäumt hat, die höchsten Leitzinsen seit über zwei Jahrzehnten rechtzeitig zu senken. Fed-Chef Jerome Powell und andere US-Notenbanker betonten zuletzt mehrfach, einen Abschwung des Arbeitsmarktes verhindern zu wollen. In den vergangenen Jahren hatte sich die Federal Reserve in erster Linie darauf konzentriert, die Teuerung einzudämmen.

Im September wird von der Fed weithin eine Lockerung der Geldpolitik erwartet. Dabei gehen die Meinungen sowohl bei Anlegern und Ökonomen jedoch auseinander, ob die Leitzinsen um einen Viertelpunkt gesenkt werden oder um einen halben. Auf Sicht bis zum Jahresende wird am Terminmarkt auf einen Zinsschnitt um einen ganzen Prozentpunkt gewettet. (fp/Bloomberg)