Der Chef der US-amerikanischen Notenbank, Jerome Powell, signalisiert die Bereitschaft, bei Bedarf die Leitzinsen noch deutlicher und rascher anzuheben. Die Federal Reserve (Fed) könne angesichts der "viel zu hohen Inflationsrate" den Leitsatz bei Bedarf schneller anheben als geplant, berichtet die Nachrichtenagentur "Reuters". Bislang hatte die Fed Schritte von jeweils 0,25 Prozent anvisiert. Erst vergangene Woche hatte die US-Zentralbank erstmals seit drei Jahren die Zinsen angehoben sowie eine Kürzung der massiven Anleihenkäufe angekündigt.

"Wir werden die nötigen Schritte unternehmen, um eine Rückkehr zur Preisstabilität zu garantieren", sagte Powell. "Der Arbeitsmarkt ist sehr stark, und die Inflation viel zu hoch." Die Arbeitslosenraten in den USA hatte sich zuletzt auf 3,8 Prozent beziffert – ein äußerst niedriger Wert. Zudem erreichte die Zahl der offenen Stellen ein Rekordhoch. Die amerikanische Wirtschaft sei stark genug, eine Reihe weiterer Zinsanhebungen zu verkraften, betonte der Notenbankchef.

Auf schmalem Grat
Gleichwohl könne die russische Invasion der Ukraine noch "beträchtliche Folgen" für die Weltwirtschaft und auch das Konjunkturwachstum der USA haben. Das Ausmaß sei aber noch äußerst unsicher. Der Angriffskrieg Russlands hatte die Rohstoffpreise in die Höhe getrieben. Neben Öl- und Gas kletterten auch die Preise für Metalle und Agrargüter, insbesondere Weizen. Russland ist ein wichtiger Öl- und Gasexporteur. Zudem finden sich Lagerstätten für Metalle wie Nickel. Der Schwarzmeer-Raum liefert wiederum erhebliche Teile der weltweiten Weizen-Ernte.

Diese Preissteigerungen heizen die ohnehin schon gesteigerte Inflation weiter an. Im Zuge der Konjunkturerholung sowie der nach wie vor durch die Corona-Pandemie strapazierten globalen Lieferketten waren die Teuerungsraten zuletzt in die Höhe geschossen. "Das Risiko steigt, dass eine längere Phase hoher Inflation die längerfristigen Erwartungen unangenehm in die Höhe treiben könnte", warnte der Fed-Cef. Die Zentralbank bewegt sich nunmehr auf einem schmalen Grat: Einerseits muss sie die Teuerung eindämmen, andererseits dabei die Konjunktur aber nicht abwürgen. (ert)